• Zum Inhalt springen
  • Skip to secondary menu
  • Zur Seitenspalte springen

Die Chemie Zeitschrift Österreichs

Das unabhängige Traditionsmagazin

  • Das Magazin
    • Über die Österreichische Chemie Zeitschrift
    • 120 Jahre
    • Abonnement
    • Mediadaten
    • Online-Archiv
  • Resorts
    • Forschung
    • Foto Freitag
    • Messe
    • Publikation
    • Personalia
    • Bildung
  • Messekalender
  • Chemie-Lexikon
  • Links
    • L&B
    • labor
    • Kunststoff
  • Welkin Media Verlag
Aktuelle Seite: Start / Lexikon / Tenside

Tenside

3. November 2025 von Lexikon

Tenside sind oberflächenaktive Moleküle, die die Spannung an Phasenübergängen herabsetzen und damit das innige Vermischen von ansonsten getrennt bleibenden Stoffen ermöglichen. Sobald sie in Wasser gelangen, ordnen sich ihre amphiphilen Bausteine bevorzugt an Grenzflächen an, bilden Mizellen und verringern damit sowohl die Oberflächen- als auch die Grenzflächenspannung. Auf diese Weise werden Emulsionen, Schäume oder Suspensionen stabilisiert, und Fett- sowie Schmutzpartikel lassen sich in wässriger Umgebung lösen und abtransportieren. Dies erklärt wieso teilweise Seifen effektiver sind als Desinfektionsmittel.

Geschichte und Entwicklung

Seifenähnliche Gemische aus Fett und Pflanzenasche sind seit dem Altertum belegt. Die industrielle Soda­gewinnung im neunzehnten Jahrhundert machte Waschmittel massentauglich, doch erst die chemische Forschung des zwanzigsten Jahrhunderts ersetzte traditionelle Seifen schrittweise durch synthetische Tenside. Tetrapropylen­benzolsulfonat deckte in den frühen sechziger Jahren noch den Großteil des Bedarfs, wurde jedoch wegen schlechter Abbaubarkeit bald von linearen Alkylbenzolsulfonaten abgelöst. Seit den achtziger Jahren richten sich Entwicklungsprogramme zunehmend auf nachwachsende Rohstoffe wie Zucker- oder Fettalkoholderivate.

Eigenschaften von Tensiden

Molekularer Aufbau und Aggregationsverhalten

Tensidmoleküle bestehen aus einem hydrophoben Teil, meist einer langen Kohlenwasserstoffkette, und einem hydrophilen Kopfbereich. Dieser Aufbau führt dazu, dass Tenside sich an Grenzflächen oder in der Flüssigkeit selbst anordnen, um energetisch günstige Strukturen zu bilden.

Aggregat von anionischen Tensiden in Wasser (Kugelmizelle) | CC0 – via https://de.wikipedia.org/wiki/Tensid#/media/Datei:MicelleV2.svg
Aggregat von anionischen Tensiden in Wasser (Kugelmizelle) | CC0 – via Creativ Commons

In Wasser ordnen sich die Moleküle zunächst an der Oberfläche an und richten die hydrophilen Köpfe zum Wasser, die hydrophoben Enden zur Luft. Ab einer bestimmten Konzentration, der sogenannten kritischen Mizellbildungskonzentration (CMC), bilden sich in der Flüssigkeit kugelförmige Aggregationen – sogenannte Mizellen. Innerhalb der Mizelle lagern sich die unpolaren Enden im Inneren an, während die polaren Enden außen mit dem Wasser wechselwirken. Je nach Konzentration und Struktur entstehen auch stäbchenförmige Mizellen, Doppelschichten oder Liposomen.

Klassifikation

Je nach elektrischer Ladung ihres hydrophilen Endes unterscheidet man anionische, kationische, nichtionische und amphotere Vertreter. Anionische Varianten tragen Carboxylat-, Sulfonat- oder Sulfatgruppen und dominieren mengenmäßig den Markt. Kationische Tenside enthalten quartäre Ammoniumgruppen und haften bevorzugt auf negativ geladenen Oberflächen, weshalb sie als Weichspüler wirksam sind. Nichtionische Typen werden oft über Ethoxy-Segmente an Alkylreste geknüpft, sind temperatur- und härteresistent und finden sich in Geschirr- und Industriereinigern. Amphoteres oder zwitterionisches Material kombiniert positive und negative Ladungen in einer Molekülart und zeigt hervorragende Haut- und Gewebeverträglichkeit.

Rohstoffquellen

Seifen, Fettalkohol­sulfate oder Alkylpolyglycoside stammen aus pflanzlichen oder tierischen Fetten und Ölen. Petrochemisch gewonnene Olefine, Alkylbenzole oder Ethylenoxid bilden dagegen das Ausgangsgerüst für Alkylbenzol­sulfonate oder sekundäre Alkansulfonate. Die Wahl der Carbonkette beeinflusst nicht nur Waschkraft, sondern auch biologische Abbaubarkeit und Ökobilanz.

Petrochemische und oleochemische Synthesewege für Tenside | CC0 – via https://de.wikipedia.org/wiki/Tensid#/media/Datei:Synthesewege-tenside.png
Petrochemische und oleochemische Synthesewege für Tenside | CC0 – via Creativ Commons

Umweltaspekte und Abbaubarkeit

Das Wasch- und Reinigungsmittelgesetz schreibt für anionische und nichtionische Tenside eine primäre Abbaurate von mindestens achtzig Prozent vor. Diese Vorgabe zielt auf den Verlust der Grenzflächen­aktivität; der vollständige mineralische Endabbau wird bisher nicht gesetzlich geregelt. Problematische Verbindungen wie Alkylphenol-Ethoxylate verschwanden infolgedessen aus dem Markt. Dennoch existieren Unterschiede: Lineare Strukturen verrotten schneller als verzweigte und pflanzliche Quellen punkten durch geschlossene Kohlenstoffkreisläufe.

Anwendungsspektrum

Im Haushalt entfernen Tenside Fett, Farbe und Schweiß aus Textilien, Geschirr oder Haaren, indem sie die Schmutzpartikel in der wässrigen Phase stabilisieren. In der Lebensmitteltechnik wirken Emulgatoren wie Lecithin als natürliche Stabilisatoren für Mayonnaise, Schokolade oder cremige Desserts. Kosmetik nutzt sie, um Öl-in-Wasser-Emulsionen für Cremes herzustellen und pharmazeutische Formulierungen gleichmäßig in Suspension zu halten. Pflanzenschutzmittel enthalten Netzmittel, die Blattoberflächen gleichmäßig benetzen. Technische Felder reichen von Kühlschmier­emulsionen über Druckertinten bis hin zu Deinking-Prozessen beim Papierrecycling. Selbst bei der Brandbekämpfung erleichtern tensid­haltige Löschmittel das Eindringen von Wasser in brennendes Material oder bilden schützende Schaumschichten auf Flüssigkeitsbränden.

Wirtschaftlicher Stellenwert

Die Weltproduktion belief sich um die Jahrtausendwende auf gut zehn Millionen Tonnen und wird weiterhin von anionischen sowie nichtionischen Produkten bestimmt, die zusammen etwa fünfundachtzig Prozent des Umsatzes erwirtschaften. Lineares Alkylbenzolsulfonat ist mit jährlich vier Millionen Tonnen das wichtigste Einzelprodukt, während Methylester­sulfonate schneller wachsen und mittelfristig die Millionentonnen­marke erreichen sollen. Bedeutende Anbieter sind Sasol, BASF, Clariant und Huntsman, wobei vor allem asiatische Märkte steigende Nachfrage verzeichnen.

Natürliches Vorkommen und spezielle Phänomene

Neben industriell erzeugten Substanzen existieren in der Natur biologisch aktive Tenside. Raupen der Gattung Spodoptera etwa versprühen ein tensidhaltiges Sekret, das Ameisen durchnässt und so ihre Flucht ermöglicht. Solche Beispiele zeigen, dass Grenzflächenaktivität ein grundlegendes Prinzip, nicht nur ein technisches Hilfsmittel ist.

Zukunft von Tensiden

Moderne Forschung sucht nach „grünen“ Alternativen, die aus nachwachsenden Rohstoffen stammen, vollständig mineralisieren und zugleich hohe Leistungsfähigkeit bieten. Zuckertenside, Aminosäurederivate oder neue Enzym-Tensid-Synergien versprechen, ökologischen Anforderungen ebenso gerecht zu werden wie den steigenden Ansprüchen an Reinigung, Hautverträglichkeit und Ressourceneffizienz.

Der vorliegende Text stellt eine vollständig überarbeitete und neu strukturierte Fassung des Wikipedia-Artikels „Tenside“ dar. Er unterliegt der Lizenz CC BY-SA 3.0 und enthält keine inhaltlichen Ergänzungen über die Originalquelle hinaus. Stand: 28.07.2025

Kategorie: Lexikon Stichworte: Tenside

Seitenspalte

Messekalender

  • all about automation Berlin

    Die all about automation Berlin 2026 feiert am 28. und 29. Januar ihre Premiere in der STATION-Berlin. Als Fachmesse für Industrieautomation, […]

  • LOGISTICS & AUTOMATION Bern

    Die LOGISTICS & AUTOMATION Bern 2026 ist die größte Fachmesse für Intralogistik und Materialfluss in der Schweiz. Sie präsentiert modernste […]

  • EMPACK Bern

    Die EMPACK Bern 2026 ist der einzigartige Treffpunkt der Verpackungsindustrie in der Schweiz und bildet den gesamten Verpackungsprozess entlang der […]

  • LOPEC Kongress

    Der LOPEC Kongress 2026 findet vom 24. bis 26. Februar 2026 im Messezentrum München statt und gilt als weltweit bedeutendste Kommunikationsplattform […]

  • LOPEC

    Die LOPEC 2026 findet vom 25. bis 26. Februar 2026 in der Messe München statt und gilt als führende internationale Fachmesse mit begleitendem […]

Die aktuelle Chemie

Newsletter

  • Newsletter Anmeldung
  • Unser Newsletter-Archiv

Welkin Media News

Aktuelle Nachrichten aus unseren anderen Online-Portalen Lebensmittel-&Biotechnologie und Österreichische Kunststoffzeitschrift.

  • EU-Norm vereinheitlicht Qualitätsstandards für Kunststoffrezyklat
    am 7. November 2025 von Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Die von Cirplus initiierten Standards DIN SPEC 91446 und DIN SPEC 91481 sind in den neuen europäischen Standard DIN EN 18065 eingeflossen. Damit entsteht erstmals ein europaweit einheitliches System zur Klassifizierung, Dokumentation und […]

  • Hydroponik: Materialien für sichere und nachhaltige Anbausysteme
    am 7. November 2025 von Birgit Fischer (Lebensmittel- & Biotechnologie)

    Eine Promotion an der Hochschule Osnabrück untersucht, wie Kunststoffe und ihre Additive in Hydroponik-Systemen Pflanzen und Nährlösungen beeinflussen – für sichere, nachhaltige Lebensmittelproduktion. Der Beitrag Hydroponik: Materialien für […]

  • ProSweets Cologne zeigt Zukunft der nachhaltigen Verpackung
    am 6. November 2025 von Birgit Fischer (Lebensmittel- & Biotechnologie)

    Auf der ProSweets Cologne 2026 zeigen Unternehmen neue Materialien und Maschinen für nachhaltige Verpackung. Themen sind Recyclingfähigkeit, Materialeinsparung und papierbasierte Alternativen. Der Beitrag ProSweets Cologne zeigt Zukunft der […]

  • Formnext Awards 2025: Finalisten zeigen die AM-Zukunft
    am 6. November 2025 von Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Die Finalisten der Formnext Awards 2025 präsentieren Innovationen der Additiven Fertigung in sechs Kategorien – von neuen Technologien über nachhaltige Verfahren bis zu Bildungskonzepten. The post Formnext Awards 2025: Finalisten zeigen die […]

  • Simulation macht 3D-Druck industriell planbar
    am 5. November 2025 von Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    M.TEC ENGINEERING zeigt auf der Formnext 2025, wie Simulation den 3D-Druck berechenbar macht: Maßhaltigkeit, Verzug und Schichtverbindungen werden virtuell geprüft und die additive Fertigung für den industriellen Einsatz vorbereitet. The post […]

  • Präzise Wägetechnik mit MiNexx
    am 5. November 2025 von Birgit Fischer (Lebensmittel- & Biotechnologie)

    Präzise Wägetechnik mit MiNexx von Minebea Intec sichert die Lebensmittelsicherheit in allen Produktionsstufen. Das Portfolio kombiniert exakte Gewichtserfassung, hygienisches Design und IT-Sicherheit für konstante Qualität und verlässliche […]

  • Neue Methode zur Validierung von PP-Bauteilen im Lasersintern
    am 5. November 2025 von Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    Das Projekt RaPPoD entwickelt eine neue Methode zur Validierung von PP-Bauteilen im Lasersintern. Durch Monolayer wird die Materialbewertung schneller, präziser und ressourcenschonender. The post Neue Methode zur Validierung von PP-Bauteilen im […]

  • Anton Paar präsentiert neue Generation modularer Rheometer
    am 4. November 2025 von Birgit Fischer (Lebensmittel- & Biotechnologie)

    Anton Paar hat die neue Generation seiner modularen kompakten Rheometer (MCR) entwickelt. Die Geräte verbinden Präzision, Geschwindigkeit und Automatisierung und bieten in Forschung, Entwicklung und Qualitätskontrolle flexible Lösungen für die […]

  • 3D-Druck bringt Herzohr-Implantat auf den Weg
    am 4. November 2025 von Birgit Fischer (Österreichische Kunststoffzeitschrift)

    1zu1 fertigt für Qatna Medical präzise Komponenten im 3D-Druck. Die Bauteile ermöglichen die Entwicklung eines neuartigen Herzohr-Implantats und beschleunigen die Zulassung durch höchste Qualitätsstandards. The post 3D-Druck bringt […]

  • ICFF in Bozen zeigt neue Perspektiven der Fermentation
    am 3. November 2025 von Birgit Fischer (Lebensmittel- & Biotechnologie)

    Die ICFF Ende Oktober 2025 in Bozen zeigte neue Perspektiven der Fermentation für eine nachhaltige Ernährung. Fachleute aus aller Welt präsentierten Forschungsergebnisse, wie fermentierte Lebensmittel Gesundheit, Nachhaltigkeit und […]

Schlagwörter

Aktuelle Nachrichten über BASF analytica Analytik Analytik Jena Anlagenbau Automation Automatisierung Awards B&R BASF Borealis BR CEM CO2 Danfoss Digitalisierung Endress+Hauser Evonik FCIO Festo Finance Forschung Foto Freitag FotoFreitag Hardware Industrie 4.0 Jubiläum KI Kreislaufwirtschaft Labortechnik LANXESS Lenzing Logistik Messe München Nachhaltigkeit OMV Personalia Publikation Pumpen Recycling Robotik Shimadzu Software Wasserstoff Webinar

Kategorien

Copyright © 2025 · WelkinMedia Fachverlag