Die Joachim Herz Stiftung fördert das innovate! Zentrum MaTeNa der Universität Bremen mit bis zu 30 Millionen Euro über zehn Jahre. Das neue Zentrum soll ab 2025 innovative Materialien nutzen, um nachhaltige Lösungen für technologische Herausforderungen zu entwickeln.
Die Joachim Herz Stiftung möchte mit dem „innovate! Zentrum MaTeNa“ an der Universität Bremen modellhaft Transferstrukturen aufbauen und die systemisch bedingte Lücke in Innovationsketten schließen. MaTeNa steht dabei als Abkürzung für Materialien – Technologien – Nachhaltigkeit. Den erfolgreichen Antrag hatte das MAPEX Center for Materials and Processes gestellt, das an der Universität Bremen die Aktivitäten im Wissenschaftsschwerpunkt „Materialwissenschaften und ihre Technologien“ bündelt.
Pilotprojekte eröffnen fortschrittliche Wege für eine ressourcenschonende Zukunft
Im Fokus stehen drei Themen. Die Vorhaben reichen von stationärer Energiespeicherung für regenerative Energien über nachhaltige Futtermittel für die Aquakultur bis hin zu Sensormaterialien für eine umweltfreundliche und sichere Wasserstoffwirtschaft.
Erstens soll die Herstellung von wiederaufladbaren wässrigen Zink-Ionen-Batterien (ZIB) für die stationäre Energiespeicherung beschleunigt werden. Dies ist entscheidend für den Ausbau von Wind- und Solarenergie. Diese Batterien sind eine sicherere, kostengünstigere und umweltfreundlichere Alternative zu Lithium-Ionen-Batterien.
Zweitens sollen nachhaltige Futtermittel aus Einzellerproteinen für die Aquakultur entwickelt werden. Sie ersetzen Fischmehl und reduzieren so die Überfischung natürlicher Bestände. Mittels mikrobieller Elektrosynthese werden die Einzellerproteine aus Strom, Kohlendioxid und Abwasser gewonnen, so dass keine fossilen Rohstoffe benötigt werden.
Drittens sollen Sensoren optimiert werden, die auf organisch gemischten Halbleitern basieren. Diese gewährleisten die sichere Speicherung und den verlässlichen Transport von Wasserstoff, der ein Schlüsselfaktor für eine klimafreundlichere Mobilität und die Energiewende ist.
Rahmenbedingungen und Auswahlverfahren
Das Zentrum wird als rechtlich selbständiges An-Institut in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH an die Universität Bremen angebunden werden. Während der Förderphase ist die Joachim Herz Stiftung Mehrheitsgesellschafterin, perspektivisch wird sie ihre Anteile an die kooperierende Universität übertragen. Da das Zentrum nicht an das öffentliche Haushalts- und Tarifrecht gebunden sein wird, bietet es marktwirtschaftlich wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, ohne die wissenschaftliche Freiheit einzuschränken. Die konkreten Rahmenbedingungen der Förderung und Zusammenarbeit werden in den nächsten Wochen verhandelt. Bis zum Ende des Jahres soll das „innovate! Zentrum MaTeNa“ seine Arbeit aufnehmen.
Die Universität Bremen setzte sich in einem zweistufigen Antragsverfahren durch. Insgesamt gingen 18 Bewerbungen aus elf Bundesländern ein. Nach der Prüfung durch eine Expertenjury wurden fünf Hochschulen aufgefordert, einen Vollantrag einzureichen. Auf Grundlage der detaillierten Konzepte, einer persönlichen Präsentation und der Empfehlung der Jury entschied sich die Joachim Herz Stiftung für das „innovate! Zentrum MaTeNa“ an der Universität Bremen.
Vorzeigeprojekt für Transfer innovativer Forschungsergebnisse
Professor Dr. Michal Kucera, Konrektor für Forschung und Transfer an der Universität Bremen: „Mit dem ‚innovate! Zentrum MaTeNa’ wird die Innovationskraft der herausragenden Materialforschung der Universität Bremen und unserer Partnereinrichtungen gebündelt, um neue Materialien und Produktionsprozesse für die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft zu suchen. So werden wir den Transfer innovativer Forschungsergebnisse in neue Lösungen für Mobilität, Energiespeicherung und Kreislaufwirtschaft stark beschleunigen können. Als Vorzeigeprojekt für Norddeutschland unterstreicht ‚MaTeNa’ die Vision der Joachim Herz Stiftung sowie das Leitprinzip der Universität Bremen: Wir wollen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und eine nachhaltige Zukunft durch beschleunigten Wissenstransfer mitgestalten.“
„Innovative Materialien und ihre Prozesse spielen eine Schlüsselrolle bei der Suche nach nachhaltigen Lösungen für technologische Herausforderungen,“ so Professor Kurosch Rezwan, wissenschaftlicher Leiter vom „innovate! Zentrum MaTeNa“ und Sprecher vom MAPEX Center for Materials and Processes der Universität Bremen, „Daher freue ich mich außerordentlich über diesen bedeutenden Erfolg: Mit dem ‚innovate! Zentrum MaTeNa’ wird die herausragende Grundlagenforschung vom MAPEX durch maßgeschneiderte Transferprojekte beschleunigt in die Praxis umgesetzt.“
„Das ist der bisher größte Erfolg für das MAPEX,“ freut sich auch Dr. Hanna Lührs, Wissenschaftsmanagerin am MAPEX, „Eine wirkliche Besonderheit sind die Innovationschallenges, mit denen wir aktuelle Fragestellungen aus der Industrie aufgreifen, um gemeinsam an innovativen Lösungen zu arbeiten.“
Professorin Sabine Kunst, Vorstandsvorsitzende der Joachim Herz Stiftung: „Wir möchten herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine ideale Umgebung bieten, um Forschungsergebnisse für Gesellschaft und Wirtschaft konkret nutzbar zu machen. Die Universität Bremen hat unsere Jury zum einen mit ihren inhaltlichen Forschungsvorhaben beeindruckt, die gegenwärtige Probleme adressieren. Zum anderen hat sie mit ihrem Vorschlag überzeugt, wie dabei eine Blaupause für einen systemischen Transfer in die Wirtschaft entstehen kann, der uns allen zugutekommt. Ich bin überzeugt, dass es uns gemeinsam gelingen wird, mit dem ‚innovate! Zentrum MaTeNa’ über Bremen hinaus für Aufmerksamkeit zu sorgen.“
Impulsgeber für Innovationen
Zusätzlich zu den drei Pilotprojekten möchte das „innovate! Zentrum MaTeNa“ ab 2026 weitere wegweisende Vorhaben aus dem MAPEX fördern und damit seine Rolle als Impulsgeber für Innovationen ausbauen. Das Thema Ressourcenknappheit von Material und Energie steht auch im Mittelpunkt des vom MAPEX initiierten Exzellenzclusterantrags „Die Marsperspektive: Ressourcenknappheit als Grundlage eines Paradigmas der Nachhaltigkeit“. Dieser wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zum Vollantrag eingeladen und bietet zusätzliches Potenzial für weitere Transferprojekte im „innovate! Zentrum MaTeNa“.