Die international gültige ISO 10678 wurde umfassend überarbeitet und neu veröffentlicht. Die Norm beschreibt ein Prüfverfahren zur Bestimmung der photokatalytischen Aktivität von Oberflächen, etwa anhand des Abbaus von Methylenblau unter UV-Licht. Damit schafft sie eine verlässliche Grundlage für die objektive Bewertung von Selbstreinigungseigenschaften – insbesondere bei Materialien wie Glas, Fliesen oder Wandfarben. Das Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik IST war maßgeblich an der Überarbeitung beteiligt.

Mit der neuen Fassung der ISO 10678 steht Herstellern nun ein Prüfstandard zur Verfügung, der dem aktuellen Stand der Technik entspricht und international abgestimmt wurde. Photokatalytisch aktive Oberflächen tragen dazu bei, organische Verschmutzungen durch Licht abzubauen – ein Vorteil für Umwelt, Wartungsaufwand und Ressourcenschonung. Die überarbeitete Norm erleichtert die Produktauswahl und -zertifizierung und stärkt so das Vertrauen in nachhaltige Lösungen.
Wissenschaftliche Grundlage und Entwicklung
Die Arbeiten begannen bereits 2013 mit einer turnusmäßigen Revision der bestehenden ISO-Norm. Die alle fünf Jahre stattfindende Überprüfung ergab, dass sich die Prüfbedingungen für hochaktive Proben inzwischen deutlich verändert hatten. Da deutsche Experten die Norm ursprünglich 2008 als erste »Selbstreinigungsnorm« weltweit veröffentlichten, wurde die Überprüfung zurück an das Deutsches Institut für Normung DIN gegeben. Leiter des DIN-Arbeitskreises »Photokatalytische Selbstreinigung« war zu diesem Zeitpunkt der Diplomingenieur Frank Neumann, ein Mitarbeiter des Fraunhofer IST, das damit federführend den Prozess übernahm. Gemeinsam mit weiteren Vertretern des DIN-Ausschusses, Mitgliedern des französischen Netzwerks »Association française de normalisation AFNOR« sowie Abgesandten des »Japanese Industrial Standards Committee JISC« wurden die Inhalte der Norm überabeitet, wobei die Experten den aktuellen Stand der Technik und eingegangene Stellungnahmen zu Norm-Entwürfen berücksichtigten. Ziel war es, eine international anerkannte und technisch präzise Norm zu schaffen, die den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Nach mehreren internationalen Abstimmungen wurde die finalisierte Norm im Dezember 2024 veröffentlicht.
Frank Neumann, verantwortlicher Projektleiter am Fraunhofer IST, erklärt: »Die Überarbeitung der ISO 10678 war ein anspruchsvolles, aber wichtiges Vorhaben. Dank der engen Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Experten konnten wir die Norm an den aktuellen Stand der Technik anpassen und so eine verlässliche Bewertungsmethodik für photokatalytisch aktive Oberflächen etablieren. Dies ist ein bedeutender Fortschritt für die Industrie und die Verbraucher gleichermaßen.«
Mit der Veröffentlichung der ISO 10678 ist ein bedeutender Meilenstein erreicht. Die nächste planmäßige Überprüfung der Norm wird 2029 erfolgen. In der Zwischenzeit bietet das Fraunhofer IST Prüfungen gemäß DIN 52980 und ISO 10678 an, um Herstellern eine verlässliche Bewertung ihrer Produkte zu ermöglichen.