FESTO ist bekannt für Innovationen und schwebende Hingucker im Bereich Bionic und Transportsystemen. Im Vorfeld der Hannover Messe hat der Spezialist für Industrie- und Prozessautomatisierung auf einer Online-Pressekonferenz Themen und Projekte seiner Forschung und Entwicklung vorgestellt. Mit Fokus auf Industrie 4.0 dürfte auch der diesjährige Hannover Messe-Auftritt 2016 (25.-29. April) für Aufsehen sorgen.
Evolutionäre Veränderung der Automatisierung
Dr. Michael Hoffmeister, Portfoliomanagement Software von Festo, erklärt: „Ein wesentlicher Aspekt von Industrie 4.0 ist die durchgängige Kommunikation über alle Ebenen und daraus abgeleitet die Fähigkeit zur Interaktion. Dabei wird sich ein grundsätzlicher Wandel zu serviceorientierten Architekturen vollziehen.“ Die evolutionäre Veränderung der Automatisierungspyramide werde dabei so aussehen, dass sich Funktionen aus den höheren Ebenen nach unten verlagern.
Das bedeute, dass Komponenten die Fähigkeit erhalten, Aufträge der überlagerten Steuerungsebene auszuführen. Durch diese „digitale Veredelung“ werden zunehmend intelligente Produkte entstehen, die den Produktionsprozess dank erhöhter Funktionalität – von der autarken Energieversorgung bis hin zu Condition Monitoring – aktiv unterstützen.
Steigende Anforderungen durch Industrie 4.0

Die steigende Quantität an Daten sowie die Komplexität in der Vernetzung von Anlagen- und Unternehmensbereichen erfordert hochflexible Lösungen zur Qualifikation von Mitarbeitern in der Industrie. Für Betrieb und ständige Optimierung von Anlagen, hohe Wandelbarkeit und Entwicklung neuer Komponenten ist neues „do how“ erforderlich. Zum Beispiel sind Verständnis von digitalen Produktionstechnologien und weitreichende Kenntnisse in Programmierung von Anlagen-Netzwerken besonders gefragt.
Festo Didactic biete die passende Übungshardware dafür: „Die praxisnahe Vermittlung von Technologiewissen erfolgt über die cyber-physische Lernplattform „CP Factory“. Diese bildet die Stationen einer realen Produktionsanlage modellhaft ab und ermöglicht das Lernen von Anlagenprogrammierung, Vernetzung und vielen weiteren Inhalten wie Energieeffizienz und Datenmanagement.“ so FESTO in einer Aussendung.
FESTOs Antwort: die CP-Factory
Die CP Factory ist Teil einer sogenannten Lernfabrik – einer modularen Lernumgebung, in der entsprechend eines Produktionsprozesses qualifiziert werden kann oder für einen bestimmten Fachbereich, zum Beispiel die Produktionstechnik. In sogenannten „One-Point Lessons“ werden Fach- und Führungskräfte kurzzyklisch und prozessnah von internen oder externen Experten für aktuelle Anforderungen qualifiziert – in den Bereichen Mechatronik, Logistik und Prozessoptimierung sowie in organisations- und menschenbezogenen Trainings wie interdisziplinäres Handeln, Lernfähigkeit und Wandlungsfähigkeit.
Einige Innovation von FESTO im Überblick:
SupraJunction: Horizontale Übergabe von schwebenden Trägerplatten

Mit SupraJunction zeigt Festo den berührungslosen Transport von Objekten über geschlossene Oberflächen hinweg und durch Schleusen hindurch. Zwei Trägerplatten schweben Dank an ihrer Unterseite angebrachten Magnetschienen über den Supraleitern. „Damit realisieren wir erstmals die automatisierte Übergabe von einem System zu einem anderen in der Waagerechten und ermöglicht den schwebenden Transport in langen Prozessketten und über Systemgrenzen hinweg“, betont Georg Berner, Leiter Strategische Unternehmensentwicklung Konzern-Holding.
SupraGripper: Mechanisches Greifen bei räumlicher Trennung

Beim SupraGripper schweben zwei Greifer mit je drei Fingern frei über zwei halbmondförmigen Platten.
Mit dieser Technologie könnten zum Beispiel Objekte durch eine Abtrennung hindurch oder in geschlossenen Räumen gegriffen und transportiert werden, was sich für Reinräume anbietet oder für die Arbeit in Gasen, Vakuum oder in Flüssigkeiten.
SupraTube: Rotation in einem geschlossenen Rohr

An den beiden Enden einer mit Flüssigkeit gefüllten, geschlossenen Glasröhre ist außen jeweils ein Rundkryostat mit Supraleitern angebracht.
Innerhalb der senkrecht stehenden Röhre befindet sich ein Magnetpuck, der auf beide Kryostate mit einem Schwebeabstand von etwa fünf Millimetern gepinnt ist und zu Beginn unter dem oberen Kryostaten hängt.
Neues aus dem Bionic Learning Network
Die Projekte des Bionic Learning Networks dienen als Entwicklungsplattformen, die unterschiedlichste Technologien und Komponenten kombinieren. „Dieses Jahr haben wir uns vor allem mit neuen Fertigungstechnologien wie zum Beispiel „digital Fabrication“ oder Leichtbaustrukturen auseinandergesetzt. Zudem haben wir bei einem Exponat demonstriert, wie ein mögliches fliegendes Assistenzsystem in der zukünftigen Arbeitswelt aussehen könnte“, sagt Dr. Knubben, Leiter Corporate Bionic Projects.
FreeMotionHandling – Autonom fliegende Greiferkugel

Das Indoor-Flugobjekt besteht aus einem ultraleichten Karbonring mit acht adaptiven Propellern, in dessen Mitte eine drehbare Heliumkugel mit integriertem Greifelement sitzt. Dank der intelligenten Bordelektronik und dem eingesetzten Indoor-GPS kann die Kugel autonom in alle Richtungen manövrieren, Gegenstände eigenständig aufnehmen und an geeigneter Stelle abgeben. Mensch und Kugel können aber jederzeit problemlos und sicher miteinander interagieren.
Neue Perspektiven für den Arbeitsraum der Zukunft eröffnen sich: Dort könnte die Kugel dem Menschen als fliegendes Assistenzsystem dienen – zum Beispiel bei Arbeiten über Kopf, in schwindliger Höhe oder in schwer zugänglichen Räumen.
„Das FreeMotionHandling besticht aber nicht nur durch seine einzigartigen Flugeigenschaften. Das Verdrehen der Kugel um bis zu 180 Grad erlaubt es auch, sein Greiferelement frei in alle Raumrichtungen positionieren“, sagt Dr. Knubben. Nähert sich die Kugel dem Greifobjekt, übernimmt sie ihre Bahnplanung mit Hilfe von zwei integrierten Kameras selbst.
FreeMotionHandling in Aktion:
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