Spezialgase sind unverzichtbare Helfer in vielen Laborprozessen, aber nur mit der richtigen Handhabung bleibt der Laborbetrieb sicher. Oliver Käferböck (Messer Austria) gibt Tipps zur sicheren Lagerung, zum Transport und Einsatz von Gasen, um Risiken zu minimieren und die Effizienz zu steigern.
Die Arbeit in chemischen Laboren erfordert nicht nur präzise wissenschaftliche Methoden, sondern auch ein besonders hohes Maß an Sicherheitsbewusstsein. Spezialgase wirken unterstützend in zahlreichen Prozessen, müssen aber unbedingt sachgemäß behandelt werden. Die folgenden Tipps helfen dabei, einen sicheren und produktiven Laborbetrieb zu gewährleisten, wenn Spezialgase im Einsatz sind.
Know-how zu den wichtigsten Spezialgasen im Labor
Gase spielen im täglichen Betrieb moderner Labore eine wesentliche Rolle. Spezialgase unterstützen dabei zahlreiche Prozesse und Anwendungen als:
- * Prozessgase
- * Betriebsgase
- * Prüfgase zur Kalibrierung
- * Nullgase
Prozessgase in der Chromatographie
Die Gaschromatographie ist eine äußerst präzise Methode zur Untersuchung von Stoffgemischen, beispielsweise einem Gasgemisch. Dafür kommen zahlreiche unterschiedliche Träger-, Betriebs- und Detektorgase zum Einsatz. Abhängig von der Art und Sensibilität des Detektors können selbst geringfügige Verunreinigungen in den genutzten Gasen eine erhebliche Rolle spielen.
Betriebsgase in der (Atom-)Spektroskopie
In der (Atom-)Spektroskopie werden Gase für diverse Messmethoden eingesetzt, um Gase, Flüssigkeiten und Feststoffe zu untersuchen. Genutzt werden dafür Brenn-, Träger-, Plasma-, Schutz- und Füllgase in unterschiedlichen Qualitäten beziehungsweise Reinheiten.
Prüfgase zum Kalibrieren
Die meisten Analysemethoden, die heute in der Praxis verwendet werden, sind vergleichende Methoden. Das bedeutet, dass man das Analysegerät vor einer Messung kalibrieren muss. Bei der Gasanalyse geschieht dies normalerweise durch die Messung eines Nullgases sowie eines oder mehrerer Kalibriergase mit genau bekannter Zusammensetzung.
Nullgase
Alle Analysemethoden sind mehr oder weniger empfindlich gegenüber störenden Verunreinigungen wie Sauerstoff oder Feuchtigkeit. Auch andere Nebenbestandteile können die Null-Linie oder das Rauschen erhöhen und dadurch die Nachweisgrenze beeinflussen. Typische eingesetzte Nullgase sind z. B. Stickstoff, Helium oder Argon.
Weitere Anwendungen
Neben den reinen Gasen und Gasgemischen, die direkt für den Betrieb der Geräte und Analysatoren benötigt werden, kommen bei analytischen Anwendungen noch viele weitere Gase zum Einsatz. Spezielle Detektoren erfordern eine Kühlung mit Stickstoff oder Helium in flüssigem Zustand (wie bei der Kernspinresonanzspektroskopie, NMR). Optische Systeme werden häufig mit reinem Stickstoff gespült, und auch bei der Probenvorbereitung finden Gase Verwendung.
Fachgerechter Umgang mit Gasflaschen
Im Umgang mit Druckgasflaschen gibt es einige Punkte zu beachten, um die Sicherheit im Labor zu gewährleisten. Die folgenden Tipps betreffen die Aufbewahrung, den Transport, die Handhabung, den Umgang mit Notfällen und die fachgerechte Entsorgung von Gasflaschen.
Aufbewahrung
Gasflaschen sollten stets aufrecht gelagert und gegen Umfallen gesichert werden, zum Beispiel mit Ketten oder Gurten an der Wand oder in speziellen Ständern. Brennbare Gase sind getrennt von oxidierenden Gasen und anderen gefährlichen Stoffen zu lagern. Der Lagerbereich sollte gut belüftet sein, um die Ansammlung von Gasen zu vermeiden. Außerdem ist es entscheidend, dass die Gasflaschen vor extremen Temperaturen und direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden.
Transport
Beim Transport von Gasflaschen ist darauf zu achten, dass die Schutzkappen auf den Ventilen sitzen, um Beschädigungen zu vermeiden. Gasflaschen sind vorsichtig zu transportieren, um Stöße und Erschütterungen zu vermeiden. Zusätzlich sollten geeignete Transportmittel wie Flaschenwagen oder spezielle Tragevorrichtungen verwendet werden.
Handhabung
Das Flaschenventil ist langsam zu öffnen, niemals abrupt, um einen plötzlichen Druckabfall zu vermeiden. Ventile, Druckminderer und Schläuche sind regelmäßig auf Lecks oder Beschädigungen zu prüfen. Es ist wichtig, dass alle Verbindungen fest und korrekt sitzen, um Gaslecks zu verhindern. Zusätzlich müssen Gasflaschen korrekt gekennzeichnet sein und die entsprechenden Sicherheitsdatenblätter sollten verfügbar sein.
Beim Umgang mit Gasflaschen ist immer die vorgeschriebene persönliche Schutzausrüstung (PSA) zu tragen, einschließlich Handschuhen und Schutzbrille. Es ist wichtig zu wissen, wie die Gaszufuhr im Notfall schnell abgeschaltet werden kann. Außerdem sollten Gasflaschen nicht unbeaufsichtigt bleiben, wenn sie in Gebrauch sind.
Im Notfall
Für Notfälle sollte ein gut ausgestatteter Erste-Hilfe-Kasten bereitgehalten werden. Ein Notfallplan für den Fall eines Gaslecks oder anderer Gefahrensituationen sollte erstellt und regelmäßig geübt werden. Schließlich muss im Ernstfall klar sein, wie schnell die Feuerwehr oder andere Rettungsdienste alarmiert werden können.
Entsorgung
Leere oder nicht mehr benötigte Gasflaschen sollten zum Lieferanten oder einem autorisierten Entsorgungsunternehmen zurückgebracht werden. Diese Flaschen sind deutlich zu kennzeichnen, um Verwechslungen zu vermeiden.
Wichtig: Regelmäßige Schulungen der Mitarbeitenden im Labor
Um die Sicherheit im Labor zu gewährleisten, sollten alle Mitarbeitenden stets über die Wirkungsweise, Handhabung und Risiken der verwendeten Gase Bescheid wissen. Daher empfiehlt sich die Organisation von regelmäßigen Schulungen.
Spezialgase im Labor: So werden sie eine sichere Angelegenheit
Die sorgfältige Handhabung von Spezialgasen im Labor maximiert nicht nur die Sicherheit, sondern optimiert auch die Abläufe und steigert die Effizienz des Laborbetriebs. Der gezielte Einsatz inaktiver Gase trägt zusätzlich dazu bei, Explosionen und unerwünschte chemische Reaktionen zu verhindern. So wird der Einsatz von Spezialgasen zu einem verlässlichen und sicheren Bestandteil des Laboralltags.
Über den Autor:
Oliver Käferböck ist Verkaufsleiter für Spezialgase im Inland bei Messer Austria. Er betreut ein vielfältiges Kundenportfolio, das Forschungseinrichtungen, Universitäten, Labore und die Automobilindustrie umfasst. Herr Käferböck bietet umfangreiche Unterstützung bei der Auswahl und Anwendung von Spezialgasen und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Optimierung von Produktionsprozessen. Seine langjährige Erfahrung sowie seine Fähigkeit, komplexe technische Herausforderungen zu verstehen, haben ihn zu einem anerkannten Experten in seinem Fachgebiet gemacht.