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Atomuhr

15. März 2023 von Lexikon

Atomuhren sind die genauesten Zeitmesser, die heute existieren. Ihre Funktionsweise basiert auf den präzisen Schwingungen von Atomen, insbesondere Caesium, Rubidium, Wasserstoff oder Strontium. Diese hochpräzisen Zeitgeber sind essenziell für zahlreiche Anwendungen, von Satellitennavigation bis zur Synchronisation von Telekommunikationsnetzen.

Funktionsweise einer Atomuhr

Atomuhren nutzen die fundamentale Eigenschaft von Atomen, elektromagnetische Strahlung mit einer spezifischen Frequenz zu absorbieren oder zu emittieren, wenn ihre Elektronen zwischen zwei Energiezuständen wechseln. Die zugrundeliegende Frequenz ist außerordentlich stabil und dient als Referenz für die Zeitmessung.

Das Prinzip beruht darauf, dass ein Quarzoszillator ein elektromagnetisches Wechselfeld erzeugt, mit dem Atome in Resonanz gebracht werden. Die Frequenz des Quarzoszillators wird dann so lange justiert, bis sie exakt mit der Resonanzfrequenz der Atome übereinstimmt. Dieses Verfahren ermöglicht eine außerordentlich präzise Zeitmessung.

Entwicklung der Atomuhren

Atomuhr CS 4 (PTB Braunschweig) | Bild: Benutzer Brunswyk, 2012, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE. Quelle: Wikimedia Commons.
Atomuhr CS 4 (PTB Braunschweig) | Bild: Benutzer Brunswyk, 2012, Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE. Quelle: Wikimedia Commons.

Vor der Einführung von Atomuhren galten Präzisionspendeluhren als die genauesten Zeitmesser. Doch erst die Arbeiten von Isidor Isaac Rabi zur Magnetresonanz in den 1930er-Jahren legten den Grundstein für die moderne Atomzeitmessung.

1949 wurde die erste Atomuhr am National Bureau of Standards (NBS) in den USA entwickelt, die noch mit Ammoniak-Molekülen arbeitete. Drei Jahre später erfolgte die Umstellung auf Caesium als Schwingungsquelle. 1955 konstruierten Louis Essen und J. V. L. Parry am National Physical Laboratory (Großbritannien) eine verbesserte Caesium-Atomuhr.

Mit den Fortschritten in der Messtechnik wurde die Sekunde 1967 auf Basis der Strahlungsfrequenz des Cäsium-133-Atoms als SI-Einheit definiert. Die stetige Weiterentwicklung ermöglichte eine immer höhere Präzision, bis hin zu optischen Atomuhren mit noch genaueren Frequenzstandards.

Hochpräzise Atomuhren und neue Technologien

Die Entwicklung der Atomuhren hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht. Während frühe Modelle auf Caesium basierten, werden heute auch andere Elemente wie Rubidium, Wasserstoff und Strontium verwendet, um die Genauigkeit weiter zu verbessern. Besonders optische Uhren, die mit hochfrequenten Lichtwellen arbeiten, ermöglichen eine nochmals gesteigerte Präzision im Terahertz-Bereich.

Die Caesium-Fontäne – Präzision durch verlangsamte Atome

Eine der wichtigsten Innovationen in der Atomzeitmessung ist die sogenannte Caesium-Fontäne. Während herkömmliche Caesium-Atomuhren mit thermisch bewegten Atomen arbeiten, setzt dieses Verfahren auf stark abgekühlte Caesium-Atome. Durch den Einsatz von Laserlicht wird ihre Bewegung so stark reduziert, dass sie sich nur noch mit etwa einem Zentimeter pro Sekunde fortbewegen.

Diese langsamen Atome werden anschließend in einer ballistischen Flugbahn nach oben geworfen – ähnlich einem Wasserstrahl in einer Fontäne. Während sie aufsteigen und wieder fallen, haben sie eine längere Wechselwirkungszeit mit der eingestrahlten Mikrowellenstrahlung. Dadurch kann die Resonanzfrequenz noch genauer gemessen und die Stabilität der Uhr weiter erhöht werden.

Schon 1999 erreichte die US-amerikanische „NIST-F1“-Caesium-Fontäne eine relative Standardabweichung von 10⁻¹⁵, was einer Abweichung von nur einer Sekunde in 20 Millionen Jahren entspricht. Bis 2018 konnte diese Präzision sogar auf 10⁻¹⁶ verbessert werden – eine Abweichung von einer Sekunde in 300 Millionen Jahren.

Optische Atomuhren – noch höhere Genauigkeit durch Lichtwellen

Während traditionelle Atomuhren Mikrowellenstrahlung nutzen, arbeiten optische Atomuhren mit Lichtwellen, die eine wesentlich höhere Frequenz besitzen. Da die Messgenauigkeit direkt von der Frequenz abhängt, bieten diese Uhren ein enormes Potenzial für noch genauere Zeitmessung.

Optische Atomuhren nutzen Elemente wie Strontium oder Ytterbium, deren Resonanzfrequenzen im Bereich von Hunderten Terahertz liegen. Ein stabilisierter Laser wird dabei auf eine bestimmte optische Resonanz des Atoms abgestimmt. Mithilfe eines Frequenzkamms kann diese hohe Frequenz anschließend in eine elektrische Zeitskala umgewandelt werden.

Bereits 2001 führte der japanische Physiker Hidetoshi Katori das Prinzip der optischen Gitteruhren ein und konnte 2003 erste experimentelle Erfolge nachweisen. In den folgenden Jahren erreichten Forscher am JILA in Boulder (Colorado) eine Präzision von 10⁻¹⁸ – das entspricht einer maximalen Abweichung von einer Sekunde in 30 Milliarden Jahren.

Miniaturisierte Atomuhren – Zeitpräzision im Taschenformat

Neben den hochpräzisen Laboruhren gibt es mittlerweile auch kompakte und energieeffiziente Atomuhren für praktische Anwendungen. Besonders für Satelliten, mobile Kommunikation oder Navigationssysteme sind kleinere, stromsparende Lösungen erforderlich.

Atomuhr. Chip-Scale Atomic Clock Unveiled by NIST | Bild: NIST, 2004, Public Domain. Quelle: Wikimedia Commons, abgerufen am 25.03.2025.
Chip-Scale Atomic Clock Unveiled by NIST | Bild: NIST, 27. August 2004, gemeinfrei (Public Domain). Quelle: Wikimedia Commons, abgerufen am 25.03.2025

Ein Durchbruch gelang 2003 mit der Entwicklung einer Rubidium-Atomuhr, die nur noch 40 cm³ Volumen hat und mit nur einem Watt Leistung betrieben werden kann. Ihre Genauigkeit liegt mit einer Abweichung von einer Sekunde in 10.000 Jahren deutlich über der von Quarzuhren, die bereits innerhalb eines Monats eine Sekunde Abweichung erreichen können.

Eine noch kompaktere Lösung bietet die Chip-Scale Atomic Clock (CSAC), die 2011 auf den Markt kam. Mit einem Volumen von nur 17 cm³ und einem Preis von etwa 1.500 US-Dollar wurde diese Technologie erstmals für zivile Anwendungen zugänglich.

Zukünftige Entwicklungen könnten sogar integrierte Atomuhren in Mikrochips ermöglichen. 2018 veröffentlichte das MIT Forschungsergebnisse zu einer Carbonylsulfid-basierten Atomuhr im Subterahertzbereich, die das Potenzial hat, Atomzeitmessung auf noch kleinerem Raum verfügbar zu machen.

Atomuhren in Deutschland, Österreich und der Schweiz

In Deutschland betreibt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig mehrere Atomuhren, darunter zwei hochpräzise Caesium-Fontänen. Sie liefern das Zeitnormal für die gesetzliche Zeit und senden über den Zeitzeichensender DCF77 ein Zeitsignal für Funkuhren.

In Österreich wird die offizielle Zeit durch das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen bestimmt, während in der Schweiz das Bundesamt für Metrologie (METAS) für die nationale Zeitmessung zuständig ist.

Atomuhr CS2 (PTB Braunschweig) | Bild: Jörg Behrens, 1997, Lizenz: CC BY-SA 3.0. Quelle: Wikimedia Commons.
Atomuhr CS2 (PTB Braunschweig) | Bild: Jörg Behrens, 1997, Lizenz: CC BY-SA 3.0. Quelle: Wikimedia Commons.

Anwendungsbereiche von Atomuhren

Atomuhren sind für zahlreiche technologische Anwendungen von entscheidender Bedeutung. In der Satellitennavigation, etwa bei GPS oder Galileo, sorgen sie für eine präzise Standortbestimmung, indem sie hochgenaue Zeitangaben liefern. Auch in der Telekommunikation spielen sie eine zentrale Rolle, da Mobilfunk- und Datennetze auf exakte Synchronisation angewiesen sind, um eine reibungslose Datenübertragung zu gewährleisten. In der wissenschaftlichen Forschung finden Atomuhren ebenfalls Anwendung, beispielsweise in Experimenten zur Relativitätstheorie oder in der geodätischen Messung, wo sie eine exakte Zeitreferenz bieten. Das Finanzwesen profitiert insbesondere im Hochfrequenzhandel von der millisekundengenauen Zeitmessung, die für die zeitliche Abstimmung von Transaktionen essenziell ist. Auch im Bereich der Internetanwendungen sind Atomuhren unverzichtbar, da sie über das Network Time Protocol (NTP) die Synchronisation von Computersystemen sicherstellen und somit für eine präzise Zeitmessung im digitalen Raum sorgen.

Der vorliegende Text stellt eine vollständig überarbeitete und neu strukturierte Fassung des Wikipedia-Artikels „Atomuhr“ dar. Er unterliegt der Lizenz CC BY-SA 3.0 und enthält keine inhaltlichen Ergänzungen über die Originalquelle hinaus. Stand: 25.03.2025

Kategorie: Lexikon Stichworte: Atomuhr

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