Ein neu entwickelter Farbstoff macht Textilen antimikrobiell, ohne Umwelt und Gesundheit zu belasten und ohne Antibiotikaresistenzen zu fördern. Damit begegnen die innovativ gefärbten Textilien zwei wichtigen langfristigen Herausforderungen im Gesundheitswesen: zunehmender Unwirksamkeit von Antibiotika und hohen Anforderungen an Keimfreiheit. Dieser innovative Ansatz der Kooperation aus TITV Greiz, Ortner Reinraumtechnik und Humboldt-Universität zu Berlin wurde nun mit dem Branchenpreis der Reinraumtechnik ausgezeichnet – dem Cleanzone Award 2020.
„Das Besondere an dieser Textilfarbe ist, dass ihre antimikrobielle Wirkung nicht auf giftigen Wirkstoffen beruht. Damit sind sie, anders als herkömmliche Varianten, umweltfreundlich und gesundheitlich unbedenklich.“
— Josef Ortner, Geschäftsführer der Ortner Reinraumtechnik GmbH
Die neuen, antimikrobiell gefärbten Textilen können zum Beispiel für Bekleidung in Reinräumen, Krankenhäusern und Pflegeheimen, aber auch in der Lebensmittelindustrie eingesetzt werden und somit die Keimbelastung in diesem Bereichen reduzieren. Die Textilien wirken zu 99,999% gegen Cyanobakterien, Schimmelpilze und Algen.
Unter Lichteinwirkung gegen Keime
Textilien bieten einen idealen Nährboden für mikrobielle Keime. Daher wurden Textilien für den medizinischen Bereich oder für Reinräume bisher mit Fungiziden oder Bakteriziden versehen. Diese Verfahren stellen eine hohe Umweltbelastung dar und sind gesundheitlich bedenklich. Eine Alternative ist eine spezielle Form von Sauerstoff-Molekülen (Singulettsauerstoff).
Die Textilien werden dafür mit einem speziellen Farbstoff gefärbt. Trifft nun Licht auf das Textil, entsteht Singulettsauerstoff. Dieser reagiert sehr stark mit organischen Zellen und tötet so Bakterien und Pilze ab. Da der Singulettsauerstoff nur eine sehr kurze Lebensdauer besitzt, wirkt er nur in einem Um-kreis von etwa hundert Nanometern um seinen Entstehungsort – also dort, wo das gefärbte Textil auf Licht und Sauerstoff trifft. Dadurch ist er unbedenklich für Menschen und die Wirkung entsteht genau da, wo sie gebraucht wird: auf der Oberfläche der Textilien, die keimfrei gehalten werden sollen.