Auf dem BIO-raffiniert IX Kongress trafen sich am 13. und 14. Februar 2017 einhundert Experten bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen. Themen waren eine biobasierte Industrie und der Wandel der Rohstoffbasis.
Die Begrüßung verband Prof. Georg Deerberg (stellvertretender Institutsleiter Fraunhofer UMSICHT) mit einem Blick auf den Trend zur Biologisierung von Gesellschaft und Wirtschaft. Svenja Schulze (Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung Nordrhein-Westfalen), betonte den hohen Stellenwert des Themas Bioökonomie und somit nachhaltigen Wirtschaftens für die Landesregierung.
Die Mehrzahl der Produkte, Verfahren und Dienstleistungen der modernen Industriegesellschaft basieren auf Kohlenstoff und seinen Verbindungen – die fossilen Lagerstätten sind jedoch endlich, die aktuelle Wirtschaftsweise stößt an ihre Grenzen.
Die Kernfrage des Kongresses »Welche Rolle spielt der Kohlenstoff?« wurde von wissenschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Seite beleuchtet. Besonders oft kam jedoch auch das Thema Strom zur Sprache – so wird den strombasierten Produkten eine große Bedeutung beigemessen.
Prof. Schlögl (Direktor des Max-Planck-Instituts für chemische Energiekonversion) betrachtete die nachhaltige Kohlenstoffnutzung systemisch: Es gehe nicht um die Dekarbonisierung, wie oft zu hören sei, sondern um die »De-Fossilisierung« der Wirtschaft, um den Kreislauf des vom Menschen genutzten Kohlenstoffs zu schließen.
Der Technologiechef der thyssenkrupp AG, Dr. Reinhold Achatz, zeigte auf, wie Hüttengase als Rohstoff in Zukunft nachhaltig verwertet werden können. Industrie und Forschung arbeiten aktuell gemeinsam an der nachhaltigen Verwertung des in Hüttengasen enthaltenen Kohlenstoffs, mit dem Ziel der Herstellung von Chemikalien. Dieses Projekt namens Carbon2Chem ist mit ca. 60 Millionen Euro vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF gefördert. Fraunhofer UMSICHT, das Max-Planck-Institut für chemische Energiekonversion und die thyssenkrupp AG sind federführend.
Bei der 10. Ausgabe von BIO-raffiniert in zwei Jahren wird das Schließen von Kohlenstoffkreisläufen weiterhin oben auf der Tagesordnung stehen, auch wird ausführlich über den enormen Strombedarf und potenzielle Lösungen hierfür zu sprechen sein.