Die diesjährige Preisträgerin des ACR Woman Award ist Cornelia Bauer von der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ). Die Chemieingenieurin ist spezialisiert auf Zementchemie, ihr Forschungsfokus ist die Qualitätssicherung und die Weiterentwicklung des Zements – er soll bis 2050 klimaneutral werden. Bauer erhält den ACR Woman Award powered by FFG für die Weiterentwicklung von Spritzbeton.
Als Chemieingenieurin und Leiterin der Abteilung Produktqualität und Arbeitssicherheit bei der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) ist Bauer komplexe Probleme gewohnt: Sie ist seit 25 Jahren in der Branche tätig und auf Qualitätssicherung, Prüfung und Normung spezialisiert, nicht nur für den Baustoff selbst, sondern eben auch im Bereich Arbeitssicherheit. Sie hat Qualitätskriterien, Normen und Standards sowie geeignete Tests und Prüfungen für die Herstellung von Zement mitentwickelt, war für Audits auf Baustellen, in Zementwerken und in Chemielabors in ganz Europa, in Kanada, Afrika und Indien unterwegs, hat die UNIDO beraten und auf der ganzen Welt Labors für Zementchemie mit eingerichtet und diese auf den Stand der Technik gebracht. Als stellvertretende Leiterin der Zertifizierungsstelle der VÖZ ist sie heute auch für die normgerechte Zertifizierung zuständig und führt nach wie vor Audits in Zementwerken durch. „Ich schaue schon sehr genau hin“, sagt Cornelia Bauer, die auch an zahlreichen Innovationsprojekten beteiligt ist und eigene Forschungsprojekte durchführt.
Der Zement soll klimaneutral werden
Immer ging und geht es bei ihrer Arbeit darum, vorhandene Spielräume zu identifizieren und auszuloten – um etwa Baustoffe mit Zement für verschiedene Einsatzbereiche zu optimieren und die Sicherheit und die Qualität dabei noch zu verbessern. Jetzt liegt eine der größten Herausforderungen ihrer Karriere vor ihr: Den Zement klimaneutral zu machen.
Cornelia Bauer erhält den ACR Woman Award 2021 für ein von ihr geleitetes Projekt, bei dem es um die Optimierung von Spritzbeton geht. Spritzbeton wird unter anderem in Tunneln eingesetzt, um das Gestein der Decken und Wände zu stabilisieren. Dieser Spritzbeton muss so flüssig sein, dass er verspritzt werden kann und soll zugleich möglichst schnell fest werden. Cornelia Bauer will aber nicht nur diese sogenannte Frühfestigkeit des Betons verbessern, sondern sein Bindemittel, den Zement, so optimieren, dass er weniger schnell Kalkablagerungen bildet, die das Entwässerungssystem des Tunnels lahmlegen würden. Außerdem sollen die Rohstoffe für den Zement aus der Region stammen. „Wir hoffen, dass wir damit einiges an CO2 einsparen können“, so Bauer.
Der Spritzbeton ist eines der Projekte, die dazu beitragen sollen, den Zement klimaneutral zu machen, ein Ziel, das sich die Zementindustrie europaweit gesetzt hat. „Ziele sind gut, aber man muss auch wissen, wie man sie erreicht“, meint Bauer. Sie ist als Leiterin der Arbeitsgruppe Forschung und Innovation am Projekt „Zement der Zukunft“ beteiligt und an der „Roadmap 2050“, die die Meilensteine zur Klimaneutralität festlegt. Die Forschungsfragen der Zukunft sind klar: „Zwei Drittel von unserem CO2-Austoß stammen allein aus dem Kalkstein, der zu Klinker gebrannt wird. Das heißt, wir müssen daran arbeiten, den Einsatz von Klinker zu optimieren.“
Über Cornelia Bauer
Cornelia Bauer hat ihren Beruf von der Pike auf gelernt: Nach einer Lehre begann Bauer als Chemielaborantin für Zementchemie zu arbeiten und holte neben dem Beruf die Matura nach, machte die Werkmeisterprüfung für Chemie und Umwelttechnik, die Fachmatura an der HTL Rosensteingasse und schloss das Studium Chemieingenieurwesen an der Fresenius Hochschule für Chemie und Biologie in Idstein in Deutschland ab. „Ich hatte ein sehr gutes Umfeld, das mich unterstützt hat“, sagt Bauer, die heute bei der VÖZ Mentorings und Schulungen für jüngere KollegInnen durchführt.
Frauen in der Forschung vor den Vorhang holen
Frauen halten sich zu oft im Hintergrund, meint Bauer: „Auch dann, wenn sie natürlich ebenso gute Leistungen erbringen wie ein Mann.“ Die Baubranche sei immer noch eine Männerdomäne, erzählt sie. Frauen brauchen daher mehr Ermutigung und Gelegenheiten, vor den Vorhang zu treten, denn: Wenn Frauen als Forschende und WissenschaftlerInnen keine Sichtbarkeit haben, fehlen jüngeren Frauen die Vorbilder. „Ich selbst finde es ermutigend, wenn ich Frauen verdient in Führungspositionen sehe oder in Bereichen, die von Männern dominiert sind. Das macht einfach Freude.“