Die Kosten für Unternehmer in der Lackindustrie sind, größtenteils auf Grund steigender Rohstoffpreise, in den letzten Monaten massiv gestiegen. Eine Verbesserung der Situation ist laut Experten nicht zu erwarten.
Da mehr als 50 Prozent der Betriebskosten der Lackhersteller auf Rohstoffe entfallen, beeinflussen Erhöhungen der Rohstoffpreise den Endpreis der Produkte stärker als andere Positionen in der betriebswirtschaftlichen Kalkulation.
Grundlegende Chemikalien wie Lösungsmittel, Harze, Monomere, Epoxyharze, Acrylmonomere und andere Rohstoffe sind stark betroffen. So stieg der Preis für Aceton um 15 Prozent, Xylol und Toluol sind um 20 Prozent teurer als noch vor 12 Monaten, Butylacetat kostet um 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Preis für Methylmethacrylate stieg um 15 Prozent, der für Epoxy- und Polyurethanharze ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich – um nur einige aufzuzählen.
Besonders prekär ist die Lage bei dem universell einsetzbaren, hochdeckendem Weißpigment Titandioxid, das insbesondere bei der Herstellung von weißen Beschichtungen unersetzbar ist. Im Laufe des Jahres 2016 sind mehrere und starke Preiserhöhungen zu verzeichnen gewesen, weitere werden 2017 folgen. Von der EU angestrebte Beschränkungsmaßnahmen bedrohen das vielfältig einsetzbare Weißpigment noch weiter. So könnte die Einstufung von Titandioxid als krebserregend der Lackindustrie das wichtigste Weißpigment entreißen.
Von einer derartigen Einstufung wären sämtliche Produkte vom Speziallack bis zur Wanddispersion betroffen. Alternativen zu Titandioxid gibt es keine, denn andere Weißpigmente (z.B. Zinkoxid oder Bleikarbonat) sind untauglich und umweltgefährdend. Millionen von Konsumenten kommen weltweit tagtäglich mit TiO2 in Kontakt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine krebserregende Wirkung bei einer solch weitreichenden Exposition bislang verborgen bleiben konnte.
Die Gründe für die derzeitigen Preiserhöhungen sind vielfältig. Die Verfügbarkeit von Rohstoffen wurde Jahr für Jahr aufgrund der Allianzen von Unternehmen und Lieferanten reduziert, der Wettbewerb damit verringert und Alternativen für den Kunden verengt. Weitere Faktoren waren Unfälle bei Lieferanten sowie Produktionsstopps, die Situation noch schwieriger machten.
Hubert Culik, Obmann der österreichischen Lackindustrie: „Die Lage hat sich noch nicht entspannt. Auch für 2017 müssen wir mit weiteren Preiserhöhungen auf Rohstoffe rechnen. Die hohen Stahlpreise zum Beispiel werden sich auf die Kosten von Metallverpackungen auswirken.“
„Unerwartete Force Majeure-Fälle verschlechterten die Situation im 4. Quartal 2016 zusätzlich und auch das Ansteigen der Rohölpreise wirkt sich bei manchen Rohstoffen auf eine Preiserhöhung aus“, so Culik weiter.
Die gesamte Lack- und Anstrichmittelindustrie ist tagein tagaus mit diesen Turbulenzen konfrontiert. Und doch sehen sich die meisten europäischen Lackhersteller nach wie vor eindeutig der Qualität und Innovation verpflichtet. Um diese Standards beizubehalten und ständig weiterentwickeln zu können, muss sich die Industrie den Preisentwicklungen des Rohstoffmarktes stellen.