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Thermoplaste

6. März 2024 von Lexikon

Thermoplaste, im technischen Sprachgebrauch auch Plastomere genannt, bilden eine bedeutende Gruppe innerhalb der Kunststoffe. Der Begriff leitet sich aus dem Altgriechischen ab: „thermós“ steht für warm oder heiß, „plássein“ bedeutet formen oder bilden. Diese Kunststoffe zeichnen sich durch ihre besondere Fähigkeit aus, sich innerhalb eines definierten Temperaturbereichs reversibel zu verformen. Das bedeutet, sie lassen sich bei Erwärmung in eine gewünschte Form bringen und behalten diese nach dem Abkühlen. Wird der Kunststoff erneut erhitzt, kann er wieder in einen formbaren Zustand überführt werden – ein Vorgang, der sich beliebig oft wiederholen lässt, solange keine thermische Zersetzung durch Überhitzung eintritt. Diese Wiederverformbarkeit unterscheidet Thermoplaste grundlegend von Duroplasten und Elastomeren. Eine weitere Besonderheit liegt in ihrer Schweißbarkeit, wodurch sie sich besonders gut für verbindende Verarbeitungstechniken eignen.

Molekularer Aufbau und strukturelle Besonderheiten

Im Inneren bestehen Thermoplaste aus linearen oder nur gering verzweigten Makromolekülen, die durch physikalische, nicht kovalente Kräfte miteinander verknüpft sind. Diese Kräfte sind umso wirksamer, je paralleler die Molekülketten zueinander ausgerichtet sind. In solchen geordneten Strukturen spricht man von kristallinen Bereichen, die dem Material eine gewisse Festigkeit verleihen. Im Gegensatz dazu stehen amorphe Bereiche, in denen die Molekülketten ungeordnet und verknäult vorliegen. Diese Zweiteilung innerhalb der Struktur hat wesentlichen Einfluss auf die mechanischen und thermischen Eigenschaften des jeweiligen Thermoplasts.

Anwendungstechnische Einteilung

Thermoplastische Kunststoffe werden praxisnah in drei Hauptgruppen unterteilt: Standardkunststoffe, technische Kunststoffe und Hochleistungskunststoffe. Diese Einteilung basiert nicht auf chemischer Struktur, sondern auf ihren Eigenschaften, Einsatzbereichen und Kosten.

Temperaturpyramide der Kunststoffe. | Quelle: Minihaa, CC0 1.0, via Commons (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Highperformance_thermoplastics.svg)
Temperaturpyramide der Kunststoffe. | Quelle: Minihaa, CC0 1.0, via Commons

Standardkunststoffe, auch Massenkunststoffe genannt, machen den Großteil der weltweiten Kunststoffproduktion aus. Sie zeichnen sich durch niedrige Herstellungskosten und breite Verwendbarkeit aus. Die fünf wichtigsten Vertreter – Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyvinylchlorid (PVC), Polystyrol (PS) und Polyethylenterephthalat (PET) – decken etwa zwei Drittel des globalen Kunststoffverbrauchs ab. Ihre Hauptanwendungsfelder liegen im Verpackungssektor sowie im Bauwesen, etwa durch den großflächigen Einsatz von PVC.

Technische Kunststoffe weisen im Vergleich zu Standardkunststoffen deutlich verbesserte mechanische Eigenschaften auf. Dazu zählen eine höhere Schlagzähigkeit, bessere Dimensionsstabilität sowie eine erhöhte Belastbarkeit bei Temperaturen über 100 °C oder unter dem Gefrierpunkt. Sie eignen sich besonders für technische und teilweise tragende Konstruktionen, etwa im Maschinenbau oder der Automobiltechnik.

Hochleistungskunststoffe heben sich durch ihre außerordentliche Beständigkeit gegen Hitze, Chemikalien und mechanische Beanspruchung ab. Mit Dauergebrauchstemperaturen über 150 °C sind sie für extreme Einsatzbedingungen konzipiert. Aufgrund ihres komplexen Herstellungsverfahrens und der meist spezialisierten Eigenschaften sind sie kostenintensiv und werden in vergleichsweise kleinen Mengen produziert. Verbreitet sind sie vor allem in der Elektronik- und Automobilindustrie. Bekannte Vertreter sind etwa PEEK, PTFE, Polyimide oder Flüssigkristallpolymere. Ihre Verarbeitung erfordert häufig spezielle Maschinen und Technologien.

Verarbeitung und Formgebung

Historisch wurden Thermoplaste vor allem durch Spritzgießen verarbeitet, weshalb man sie auch als Spritzmassen bezeichnete. Heute steht eine breite Palette an Verarbeitungsverfahren zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem Extrusion, Blasformen, das Folienblasen, das Heißverstemmen sowie das Kalandrieren. In der additiven Fertigung wird zunehmend auf die Materialextrusion gesetzt, beispielsweise im 3D-Druck. Darüber hinaus lassen sich Thermoplaste sowohl mechanisch als auch thermisch weiterbearbeiten. Zu den mechanischen Verfahren zählen etwa Sägen, Fräsen, Schleifen oder Drehen. Fügeverfahren wie Kleben oder Schweißen sind ebenfalls möglich. Thermisch lassen sich Thermoplaste durch Verfahren wie das freie Verformen über Werkzeugen oder das Vakuumtiefziehen gezielt in neue Formen bringen.

Thermisches Verhalten und Aggregatzustände

Der Aggregatzustand eines Thermoplasts verändert sich mit zunehmender Temperatur auf charakteristische Weise. Im festen Zustand behalten die Kunststoffe ihre Form, wobei Festigkeit nicht zwangsläufig Steifigkeit bedeutet – viele Thermoplaste bleiben flexibel. Bei Erwärmung gelangen sie in einen thermoelastischen Zustand. Hier kann das Material verformt werden, kehrt aber in seine ursprüngliche Form zurück. Wird der sogenannte thermoplastische Bereich erreicht, verliert das Material seine Formstabilität und lässt sich dauerhaft umformen. Bei weiterer Temperatursteigerung beginnt es zu fließen. Wird diese Phase überschritten, folgt die thermische Zersetzung, bei der sich das Material chemisch in seine Bestandteile auflöst. Dieses mehrstufige Verhalten ermöglicht eine gezielte Steuerung im Verarbeitungsprozess.

Bedeutende Vertreter der Thermoplaste

Schildkröt Puppe "Inge" 49 ca. 1950. | Quelle: Holger Ellgaard, CC BY-SA 3.0, via Commons (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Schildkroett_Puppe_Inge_1950.jpg)
Schildkröt Puppe “Inge” 49 ca. 1950. | Quelle: Holger Ellgaard, CC BY-SA 3.0, via Commons

Zu den frühesten bekannten Thermoplasten zählt Zelluloid, ein Werkstoff auf Basis von Nitrozellulose und Campher. Es war der erste industriell genutzte Kunststoff und wurde besonders im frühen 20. Jahrhundert vielfach eingesetzt. Ein bekanntes Beispiel seiner Anwendung ist die Schildkröt-Puppe „Inge“ aus dem Jahr 1950, die aus Zelluloid gefertigt wurde. Der Werkstoff war leicht formbar und ermöglichte die serielle Herstellung von detailreichen Spielwaren.

In der heutigen Kunststoffverarbeitung dominieren vor allem die sogenannten Polyolefine, allen voran Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP). Sie sind kostengünstig herstellbar, mechanisch vielseitig einsetzbar und machen zusammen mit Polyvinylchlorid (PVC), Polystyrol (PS) und Polyethylenterephthalat (PET) rund zwei Drittel des weltweit verwendeten Kunststoffvolumens aus. Verbreitet sind diese Materialien vor allem in Verpackungen, im Bauwesen und in Alltagsprodukten.

Neben diesen Standardkunststoffen spielen auch technisch anspruchsvollere Thermoplaste eine zentrale Rolle. Dazu zählt etwa Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), das sich durch eine gute Schlagzähigkeit und Oberflächenqualität auszeichnet. Polyamide (PA) wie PA 6 oder PA 66 überzeugen durch hohe Festigkeit und Wärmeformbeständigkeit. Polymethylmethacrylat (PMMA), auch als Acrylglas bekannt, ist ein transparenter und witterungsbeständiger Kunststoff. Polycarbonat (PC) kombiniert hohe Bruchfestigkeit mit guter optischer Klarheit und wird oft dort eingesetzt, wo Belastbarkeit und Durchsicht gefordert sind.

Für besonders anspruchsvolle Anwendungen steht Polyetheretherketon (PEEK), ein Hochleistungskunststoff mit exzellenter Temperatur- und Chemikalienbeständigkeit. Obwohl er deutlich teurer ist als Standard- oder technische Kunststoffe, findet er Einsatz in Bereichen wie Medizintechnik, Luft- und Raumfahrt oder der Elektronik.

Diese Bandbreite zeigt, wie vielfältig Thermoplaste hinsichtlich ihrer Eigenschaften und Einsatzfelder sind – vom einfachen Verpackungsmaterial bis hin zu hochspezialisierten technischen Komponenten

Handelswege und Marktmechanismen

Im westeuropäischen Raum erfolgt der Handel mit thermoplastischen Kunststoffen vornehmlich direkt zwischen Kunststoffherstellern und weiterverarbeitenden Betrieben. In bestimmten Fällen – etwa bei kleinen Mengen, Spezialprodukten oder in regional begrenzten Märkten – treten Distributoren als Zwischenhändler auf. Die Preisentwicklung dieser Materialien lässt sich unter anderem über den Rohstoffindex Plastixx nachvollziehen. Zudem wurden Thermoplaste wie Polyethylen-LLD und Polypropylen eine Zeit lang an der London Metal Exchange (LME) als Warenterminprodukte gehandelt. Diese Handelsoption wurde jedoch im Jahr 2011 eingestellt. Seit 2007 erfolgt die Preisbildung zunehmend differenziert nach regionalen Märkten wie Europa, Asien oder Nordamerika, um internationale Marktschwankungen präziser abzubilden.

Der vorliegende Text stellt eine vollständig überarbeitete und neu strukturierte Fassung der Wikipedia-Artikel Thermoplaste“, „Standardkunststoffe“, „Technische Kunststoffe” und „Hochleistungskunststoffe” dar. Er unterliegt der Lizenz CC BY-SA 3.0 und enthält keine inhaltlichen Ergänzungen über die Originalquelle hinaus. Stand: 06.05.2025

Kategorie: Lexikon Stichworte: Thermoplaste

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