Wie erkennt das Immunsystem Krebs? Und ließe sich das körpereigene Immunsystem noch wirksamer als Waffe gegen Krebs einsetzen? Seit 2010 ist es möglich, gewisse „Bremsen“ im Immunsystem zu lösen, was es Ärzten ermöglicht Immuntherapien einzusetzen. Nach diesem Prinzip generierte Medikamente gegen „Immunbremsen“ können das Überleben von Patienten verlängern.
Um diesen Ansatz verbessern zu können, ist es notwendig zu verstehen, wie unsere körpereigenen Abwehrzellen zwischen gesundem Gewebe und Krebszellen unterscheiden. Eine Krebszelle enthält zahlreiche Erbgut-Mutationen, welche wiederum zu veränderten Proteinstrukturen führen. Diese Strukturen entstehen während Krebserkrankungen und werden als „Neoantigene“ bezeichnet und stellen theoretisch aufgrund ihrer Fremdheit die ideale Angriffsfläche für Abwehrzellen dar. Bei Tumoren mit vielen Mutationen könnte daher eine Immuntherapie eher wirksam und eindämmend wirken.
Ton Schumacher vom Netherlands Cancer Institute in Amsterdam hat nun den notwendigen Beweis erbracht: Er verglich das Tumorgut vieler Lungenkrebspatienten und fand heraus, dass Immuntherapien am besten wirkten, wenn die Krebszellen besonders viele Neoantigene enthalten.
Im Rahmen eines Sysmposiums im Deutschen Krebsforschungszentrums erhält Ton Schumacher nun für seine Erkenntnisse in der Krebsforschung den mit 50.000 Euro dotierten Meyenburg-Preis. Die Meyenburg-Stiftung unter dem Dach des Deutschen Krebsforschungszentrums vergibt die Auszeichnung seit 1981. Dr. Marion Meyenburg, die Tochter des Stifterehepaars Wilhelm und Maria Meyenburg, wird den diesjährigen Preis zum Ende des Symposiums persönlich überreichen. Die Auszeichnung, die jährlich für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung vergeben wird, gehört zu den am höchsten dotierten Wissenschaftspreisen in Deutschland.
„Die Bedeutung von Ton Schumachers Ergebnissen lässt sich gar nicht hoch genug einschätzen“, sagt Christof von Kalle, Vorstandsmitglied der Meyenburg-Stiftung. „Denn nur wenn verstehen, wogegen das Abwehrsystem genau reagiert, können wir vorhersagen, wem eine Immuntherapie vermutlich hilft und wie man sie weiter verbessern kann.“
So lassen sich zum Beispiel Abwehrzellen, die gegen Neoantigene reagieren, im Blut der Patienten nachweisen. Daran können Ärzte frühzeitig überprüfen, ob eine Immuntherapie voraussichtlich anschlagen wird und der Patient genügend spezifische Killerzellen gegen den Tumor aktiviert. Die Tumor-Neoantigene, gegen die sich das Immunsystem richtet, unterscheiden sich von Patient zu Patient. Deshalb wollen Immunologen in Zukunft die wichtigen Neoantigene der individuellen Tumoren ermitteln. Anschließend lassen sich dem Patienten entnommene Abwehrzellen so verändern, dass sie die Neoantigene erkennen und den eigenen Tumor angreifen können.
„Die Bedeutung von Ton Schumachers Ergebnissen lässt sich gar nicht hoch genug einschätzen“, sagt Christof von Kalle, Vorstandsmitglied der Meyenburg-Stiftung. „Denn nur wenn verstehen, wogegen das Abwehrsystem genau reagiert, können wir vorhersagen, wem eine Immuntherapie vermutlich hilft und wie man sie weiter verbessern kann.“
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