FTI Initiative Kreislaufwirtschaft des BMK gestartet – Ressourcenschonung und Rohstoffgewinnung für die Produktion, die Schaffung von Wertschöpfung und neuen Arbeitsplätzen in einem nachhaltigen Umfeld sowie massive Fortschritte beim Klimaschutz: Das sind die wichtigsten Potenziale bei der Transformation zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.
Um diese zu verwirklichen, sind Innovationen aus Wissenschaft und Industrie unerlässlich. Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs wären allein durch umfassendes Kunststoffrecycling enorme Einsparungen bei Treibhausgasen in der Höhe von 2,4 Millionen Tonnen CO2 jährlich in Österreich möglich. Die zusätzlich benötigte Energie für eine klimaneutrale Produktion in der Chemieindustrie könnte halbiert werden.
FCIO begrüßt FTI Initiative Kreislaufwirtschaft
Der FCIO begrüßt daher die heute von Bundesministerin Leonore Gewessler vorgestellte FTI Initiative Kreislaufwirtschaft, mit der Forschung und Entwicklung in diesem wichtigen Zukunftsbereich gefördert werden soll.
„Der Wandel zu einer CO2-neutralen Gesellschaft wird nur durch die Entwicklung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft möglich sein. Jede Investition und jede Förderung, die unsere Unternehmen bei der Entwicklung von Prozessen unterstützt, die zu mehr Nachhaltigkeit und zur Verringerung von Rohstoffabhängigkeit führen, ist dabei wertvoll“, so Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des FCIO.
Operative Programmziele der FTI Initiative Kreislaufwirtschaft
Die FTI Initiative Kreislaufwirtschaft unterstützt innovative Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und stärkt damit die langfristige Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie. Sie trägt wesentlich zur Umsetzung nationaler und europäischer Strategien im Bereich Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie sowie der Sustainable Development Goals der United Nations (UN) bei. Damit wird ein substanzieller Beitrag zum Ausbau der Technologieführerschaft sowie zur Lösung von drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen wie Klimakrise und Ressourcenknappheit geleistet.
Aufbauend auf diesen Zielsetzungen wurden entsprechend der Programmausrichtung folgende operative Programmziele definiert:
Ziel 1: Intensivierung der Produktnutzung
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben leisten durch Reuse, Repair, Refurbishment, Remanufacture, Repurpose, o. ä. einen Beitrag zu einer signifikanten Lebensverlängerung und funktionalen Aufwertung von Produkten oder werden durch innovative Geschäftsmodelle von unterschiedlichen Nutzerinnen und Nutzern deutlich häufiger verwendet.
Ziel 2: Optimierter Ressourceneinsatz
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Bereich intelligentes Produktdesign und Verfahrenstechnik tragen dazu bei, dass herkömmliche Primärrohstoffe eingespart und/oder diese durch Sekundärrohstoffe oder biogene Rohstoffe substituiert und Abfälle minimiert werden. Damit soll der Energie- und Rohstoffeinsatz im Herstellungsprozess unter Beibehaltung sämtlicher relevanter Eigenschaften signifikant reduziert werden.
Ziel 3: Schließen von Stoffkreisläufen
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben tragen dazu bei, Abfallströme besser zu erfassen, aufzubereiten und stofflich sowie energetisch zu verwerten. Dies inkludiert Sammlung, Sortierung, Vermeidung der dissipativen Verschleppung von Schadstoffen und hochwertiges Recycling von bisher kaum oder gar nicht genützten Abfällen. Auch der Ausbau der Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen steht hier im Fokus.
Förderwürdige Projekte
Bei förderwürdigen Projekten der FTI Initiative Kreislaufwirtschaft muss sichergestellt sein, dass das Vorhaben zur Ressourcenschonung und einer ganzheitlichen Verbesserung der Umwelt beiträgt. Dabei muss der gesamte Wertschöpfungskreislauf mitgedacht werden, um etwaige negative Auswirkungen der Entwicklung an anderer Stelle (Rebound-Effekte und „trade-offs“) auszuschließen.
Im Jahr 2021 beträgt das Budget der FTI Initiative Kreislaufwirtschaft rund 10 Millionen Euro.
Einreichen zur FTI Initiative Kreislaufwirtschaft
Mit Einreichschluss 21.06.2021 werden in einer ersten Ausschreibung die Förderinstrumente „Kooperative F&E Projekte“, „Leitprojekt“ und „F&E Dienstleistungen“ angeboten. Hierfür stehen insgesamt 8 Millionen Euro zur Verfügung.
Im Rahmen von laufend geöffneten Ausschreibungen können Unternehmensprojekte und Collective Research Projekte eingereicht werden, hier stellt die FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft ein Budget von 2 Millionen Euro zur Verfügung.
Beschreibung der Zielgruppe:
Die FTI Initiative Kreislaufwirtschaft richtet sich an sämtliche Unternehmen sowie Akteure aus der universitären und außeruniversitären Forschung, Fachhochschulen, Höhere Technische Lehranstalten mit Sitz in Österreich. Die Teilnahme ausländischer Partner ist (abhängig vom Förderinstrument) möglich. Die Beteiligung von Akteuren entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Material-/Produkthersteller, Logistiker, Endverbraucher, Sammel-/Sortier-/Recyclingbetriebe, usw.) ist gefordert. Weitere Informationen und allfällige Einschränkungen finden Sie in den jeweiligen Instrumentenleitfäden.
Großes Potenzial transformativer Technologien in der Chemieindustrie
Bei der Erforschung innovativer Lösungen für die Kreislaufwirtschaft spielt die chemische Industrie in vielen Bereichen eine wichtige Rolle: Sei es bei der Optimierung bestehender Wiederverwertungsprozesse oder der Entwicklung neuer Technologien wie dem chemischen Recycling, bei dem Kunststoffabfälle, die bisher nicht recycelbar waren, in einen rohölartigen Ursprungszustand zurückverwandelt werden, um so die Herstellung neuer Produkte zu ermöglichen.
Auch die Anwendung von Konzepten im Feld des Circular Designs, die Erforschung neuer Batterietechnologien und die dafür wichtigen Kreislaufprozesse bei seltenen Erden sowie der Einsatz von Biomasse als Rohstoff für die Herstellung von Feinchemikalien zeigen die wichtige Rolle der Branche zur Umsetzung des Green Deals.
Entscheidend für eine zeitnahe Verfügbarkeit dieser Technologien auf breiter Basis werden die politischen Rahmenbedingungen sein. Förderungen für Pilotprojekte und Unterstützungen zur industriellen Skalierung und Etablierung von Kreislaufwirtschaftsprozessen wie dem chemischen Recycling sind dabei entscheidend.
Die Corona-Impfstoff-Entwicklung hat uns gezeigt, welche unglaublichen Innovationsleistungen die Chemieindustrie in kürzester Zeit erbringen kann. Gleichzeitig haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir nicht nur die Entwicklungen im Labor fördern müssen, sondern auch die industrielle Umsetzung. Eine nachhaltige, klimaneutrale Zukunft wird beides benötigen: Die Finanzierung von Forschung und die Förderung der Umsetzung von Kreislaufwirtschaftsprojekten im industriellen Maßstab.
Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des FCIO