Die Veterinärmedizinische Universität Wien macht in ihrer Publikation „How safe is European Internet cheese? A purchase and microbiological investigation“ die Probe auf’s Exempel: Käse aus sieben europäischen Ländern wurde von einem Wissenschafter-Team online gekauft und anschließend auf Keimbelastung geprüft. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Lediglich 19 von 108 Käseprodukten erfüllten alle Kriterien, die von den Forschern als erforderlich festgelegt wurden. Mehr als die Hälfte war bei Lieferung nicht ordnungsgemäß gekühlt, zwei Produkte waren sogar mit dem Krankheitskeim Listeria monocytogenes kontaminiert.
Bedenklich stimmt dieses Ergebnis, da gerade in der Vorweihnachtszeit der Einkauf über Online-Portale aufgrund der Zeitersparnis attraktiv erscheint. Bereits sechs prozent aller frischen Lebensmittel wandern über einen Ladentisch im Internet – Tendenz steigend.
Dr. Dagmar Schoder vom Institut für Milchhygenie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien nahm dies zum Anlass, über das Internet vertriebene Rohmilchkäseprodukte ausf Korn zu nehmen. Rochmilchkäse deshalb, da er nicht aus pasteurisierter Milch hergestellt wird und daher ein erhöhtes Risiko einer Konatmination mit Bakterien birgt.
Test mit über 100 Käseprodukten
Schoder und ihre KollegInnen bestellten insgesamt 108 unterschiedliche Rohmilchkäse von 21 Internet-Shops aus sieben europäischen Ländern (Frankreich, Italien, Niederlande, Deutschland, Schweiz, Spanien und Belgien). „Wir haben den Rohmilchkäse gewählt, weil es sich dabei um ein Hochrisikoprodukt handelt. Weil Rohmilch nicht pasteurisiert wird, kann sie mit gesundheitsschädlichen Keimen verunreinigt sein. Schon wenige Bakterien, die dann auf dem Käse ideale Wachstumsbedingungen vorfinden, können nach längerer Reifung, Lagerung und Transport auf eine kritische Menge anwachsen. Das Produkt ist dann nicht mehr genießbar und potenziell krankmachend. Deshalb muss bei der Herstellung, der Lagerung und beim Versand mit besonderer Sorgfalt vorgegangen werden“, so Schoder.
Krankheits- und Fäkalkeime in Käseproben
In zwei Käseprodukten, eines aus Frankreich und eines aus den Niederlanden, fanden die Forschenden den Krankheitskeim Listeria monocytogenes. Eine Infektion mit dem Keim kann vor allem für immunschwache und Schwangere gefährlich werden. Die sogenannte Listeriose ist in Österreich meldepflichtig und kann im Extremfall sogar tödlich verlaufen. In 32 Produkten war der Fäkalkeim Escherichia coli nachweisbar, der auf mangelnde Hygiene bei der Produktion hindeutet. Salmonellen waren in keiner der Käseproben nachweisbar.
„Offensichtlich weisen einige käseproduzierende Betriebe Hygienemängel auf“, meint die Erstautorin Schoder. Konsumentinnen und Konsumenten rate ich zusätzlich, beim Online-Kauf genau darauf zu achten, ob ein Produkt ausreichend verpackt und gekühlt zu Hause ankommt.“
Weniger als die Hälfte korrekt gekühlt versandt
Die Versanddauer aller online bestellten Produkte lag zwischen einem und fünf Tagen. „Käse muss dabei auf alle Fälle gekühlt werden“, betont Schoder. Das war bei 61,5 Prozent der Rohmilchprodukte jedoch nicht der Fall. „Wird Rohmilchkäse nicht gekühlt, wachsen Bakterien schneller. Ein langer Lieferweg und unsachgemäße Verpackung erhöht das Risiko für Konsumentinnen und Konsumenten.“
Unzulängliche Kennzeichnung bei über 80 Prozent
Lediglich 19 Käse erfüllten alle EU-Kennzeichnungskriterien (Richtlinie 2000/13/EG und Verordnung 853/2004). Bei 37 der bestellten Käse fehlte die Bezeichnung „Rohmilchkäse“. Auf 43 Verpackungen war auch kein Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben und auf mehr als der Hälfte der Käse waren keine Empfehlungen zur Lagerung vermerkt.
Der Online-Kauf von Lebensmittel, insbesondere der von Käseprodukten sei also mit Vorsicht zu genießen und sollte den Besuch der Käsetheke Ihres Vertrauens nicht ersetzen.
[alert-warning]Publikation
Dagmar Schoder, Anja Strauß, Kati Szakmary-Brändle, Martin Wagner.
How safe is European Internet cheese? A purchase and microbiological investigation.
Journal Food Control.
10.1016/j.foodcont.2014.12.034
KONTAKT
Dr. Dagmar Schoder
Institut für Milchhygiene
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)[/alert-warning]