„Best CO₂ Utilisation 2021“: Die drei Gewinner des Innovationspreises – Carbon Recycling International aus Island, LanzaTech aus den USA und Covestro aus Deutschland – verarbeiten CO₂ zu Methanol, Reinigungs- und Waschmitteln sowie Kunststoff-Verpackungen. Der Wettbewerb war ein Höhepunkt der Konferenz „9th Conference on CO₂-based Fuels and Chemicals„.
Die Konferenz bot exzellente Vorträge und lebhafte Online-Diskussionen sowie interaktive Möglichkeiten zum Netzwerken über Video und Chat und schloss auch den „2nd European Summit on CO₂-based Aviation Fuels“ mit ein. Mehr als 180 Teilnehmer aus 24 Ländern verfolgten die Vorträge der 41 Referenten online. Experten aus Industrie und Wissenschaft präsentierten ihre neuesten Technologien und Strategien. Sie berichteten über die neuesten Entwicklungen im Bereich Carbon Capture & Utilisation (CCU) in Wissenschaft, Industrie und Politik.
Experten aus dem Treibstoff-Sektor rechnen mit einer hohen Nachfrage nach nachhaltigen Flugkraftstoffen (SAF). Weltweit werden konkrete Quoten für SAF eingeführt, in einigen Fällen sogar Unterquoten für CO₂-basierte SAF. Und das nicht nur in Europa, wie Referenten aus Brasilien und Südafrika zeigten. Die ersten großtechnischen Anlagen werden innerhalb der nächsten fünf Jahre erwartet. Der SAF-Markt scheint der erste Massenmarkt für Power-to-X zu werden.
„Best CO₂ Utilisation 2021“
Einer der Höhepunkte der Konferenz war der Wettbewerb um den Innovationspreis „Best CO₂ Utilisation 2021“. Die sechs nominierten Unternehmen stellten in kurzen Präsentationen ihre neuen Technologien und Produkte vor. Anschließend wurden die drei Gewinner online von den Teilnehmern der „9th Conference on CO₂-based Fuels and Chemicals“ gewählt.
Der Innovationspreis wurde gesponsert von YNCORIS (Deutschland), dem Servicepartner für eine zukunftsfähige chemische Industrie. Das nova-Institut (Deutschland) und CO₂ Value Europe (Brüssel), der einzige Verband, der sich ausschließlich mit Carbon Capture and Utilisation (CCU) beschäftigt, organisierten den Innovationspreis.
Der Innovationspreis „Best CO₂ Utilisation 2021“ ging an Carbon Recycling International (CRI) aus Island, einem Pionier für die Methanol-Produktion aus CO₂-Emissionen, der inzwischen in China und weltweit hochskaliert.
Methanol ist eine sehr vielseitige Plattformchemikalie und ein Kraftstoff, und der CO₂-Nutzungsprozess von CRI ermöglicht nun Gebrauch, Transport und Speicherung von grüner oder ungenutzter Energie in großem Maßstab. Zunehmend erkennen politische Entscheidungsträger, Investoren und Branchenvertreter, dass dies einer der zentralen Schritte ist, die wir brauchen, um das Klimapuzzle zu lösen. Wir danken den Organisatoren und Sponsoren für diese großartige Anerkennung.
Ingolfur Gudmundsson, CEO von CRI
Der zweite Gewinner ist LanzaTech aus den USA. LanzaTech stellt Ethanol mithilfe von Mikroorganismen aus den Abgasen von Stahlwerken her. Das erneuerbare Ethanol wird für Kraftstoffe, aber zunehmend auch für Alltagsprodukte wie Reinigungsmittel und Kunststoff-Verpackungen verwendet.
Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, brauchen wir eine systemische Sichtweise und Lösungen, die auf verschiedene Abfallströme als Kohlenstoff-Quellen aufbauen, was diese Awards richtigerweise hervorheben. Meine Vision ist eine Welt, in der Kohlenstoff nicht länger eine Belastung, sondern eine Chance für alle ist.
Jennifer Holmgren, CEO von LanzaTech
Der dritte Gewinner ist Covestro aus Deutschland, Vorreiter der CO₂-basierten Chemie. Nach Matratzenschaum und Textilfasern aus CO₂, präsentierte Covestro nun die ersten aus CO₂ hergestellten Waschmittel mit guten Eigenschaften in Bezug auf die Waschleistung und die biologische Abbaubarkeit.
Martin Lindmeyer von YNCORIS freut sich, diese Innovationen zu unterstützen und eine Plattform für vielversprechende neue Konzepte zu bieten. Die Herausforderungen, solche Technologien in den industriellen Maßstab zu überführen, sind vielfältig. Sie können nur gemeinsam gemeistert werden.
Details zu den Gewinnern
Erster Platz – Carbon Recycling International (Island): Emissions-to-Liquids-Technologie
Carbon Recycling International (CRI) entwickeln ihre Emissions-to-Liquids (ETL)-Technologie seit 2006. Die erste industrielle Demonstrationsanlage von CRI wurde 2012 in Island in Betrieb genommen. Sie hat eine Kapazität von 4.000 Tonnen Methanol pro Jahr. ETL wandelt CO₂ und Wasserstoff in einer einstufigen Reaktion in Methanol um. Im Jahr 2020 machte das Unternehmen den Schritt vom industriellen Demonstrationsprojekt in den voll-kommerziellen Maßstab, mit einem Projekt in Anyang, Provinz Henan, China.
Die Anlage mit einer Kapazität von 110.000 Tonnen Methanol pro Jahr wird im Jahr 2021 in Betrieb genommen. Dies stellt global einen wichtigen Schritt für CO₂-Hydrierungsprojekte dar. Das Methanol auf CO₂-Basis wird für die Benzinbeimischung, für die Veresterung von Biodiesel, für den Betrieb von Brennstoffzellen, für die Abwasserdenitrifikation und für die Herstellung von Chemikalien verwendet.
Zweiter Platz – LanzaTech (USA): CarbonSmart Ethanol
Die CarbonSmart Ethanol-Technologie ermöglicht das Abscheiden von Kohlenstoffdioxid und dessen Wertschöpfung aus Abfallströmen. LanzaTech nutzt Mikroorganismen, um aus den CO₂- und CO-Emissionen von industriellen Prozessen wie Stahl, Synthesegas aus kommunalen Abfällen, Altholz oder Kunststoffabfällen Ethanol herzustellen. Ethanol ist ein chemischer Building-Block, der zur Produktion einer breiten Palette von Alltagsprodukten genutzt werden kann, wie z. B. Haushaltsreinigern, Shampoo-Flaschen aus Plastik, Möbel, Spielzeug und Sportartikeln bis hin zu feinen Düften.
Mit einer kommerziellen Anlage in China, die seit 2018 über 20.000 Tonnen Ethanol produziert und dabei über 100.000 Tonnen CO₂-Emissionen eingespart hat, gewinnt die Technologie schnell an Zugkraft auf dem Markt. Das Stahl-Unternehmen ArcelorMittal (Luxemburg) lizenzierte die Technologie von LanzaTech und errichtet derzeit in Gent (Belgien) die erste europäische Anlage zur Umwandlung von Stahl-Abgasen zu CarbonSmartTM Ethanol. Die Anlage hat eine geplante Kapazität von 62.000 Tonnen Ethanol pro Jahr und soll über 350.000 Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen.
Dritter Platz – Covestro (Deutschland): Waschen mit CO₂-Technologie – Tenside auf Basis von CO₂
CO₂ statt Erdöl – Covestro geht neue Wege, das Abgas in einen nützlichen Rohstoff zu verwandeln. Ziel ist es, CO₂ als Ressource für möglichst viele Anwendungen zu nutzen. Und die nächste steht schon in den Startlöchern: Tenside auf Basis von CO₂. Erste Anwendungstests haben gezeigt, dass die CO₂-basierten Tenside in einer Standard-Waschmittel-Formulierung verwendet werden können.
Der Produktentwicklungsprozess ist noch im Gange, aber die Randbedingungen sind bereits gesetzt: weniger fossil-basiert, geringeres Erderwärmungspotenzial, biologisch leicht abbaubar bei vergleichbarer Waschleistung – eine neue Klasse von nachhaltigeren Tensiden für den Alltag.