In der chemischen Industrie, den Materialwissenschaften und in Pharmaunternehmen sind Chemieingenieure gefragte Fachkräfte. Die Universität Innsbruck setzt mit der Einrichtung des Instituts für Chemieingenieurwissenschaften und des gleichnamigen Masterstudiums einen neuen Forschungs- und Ausbildungsschwerpunkt. Das Land Tirol unterstützt diese wichtige Initiative mit einer Stiftungsprofessur, die mit dem Verfahrenstechniker Kai Langenbach besetzt werden konnte.
„Mit Kai Langenbach haben wir einen international ausgewiesenen Experten für unseren neuen Forschungsbereich gewinnen können“, sagte Rektor Tilmann Märk bei der Antrittsvorlesung von Kai Langenbach am Montagabend im Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB) in Innsbruck. „Durch die finanzielle Unterstützung des Landes Tirol und das Engagement der ADLER-Werk Lackfabrik, die ebenfalls eine Stiftungsprofessur finanziert, können wir hier in Innsbruck ein neues, zukunftsweisendes Lehr- und Forschungsgebiet etablieren, von dem die Region in Zukunft sehr profitieren wird.“
Ausbildung Chemieingenieurwissenschaften – vom Wunsch zur Wirklichkeit
Der Dekan der Fakultät für Chemie und Pharmazie, Hubert Huppertz, hob besonders die thematische Erweiterung des Lehr- und Forschungsangebotes der Fakultät in Richtung einer chemieingenieurwissenschaftlichen Ausbildung und Forschung hervor, die von vielen Tiroler Unternehmen gewünscht wurde und nun Wirklichkeit geworden ist.
„Mit der Einführung des Vertiefungsfachs Chemieingenieurwissenschaften werden Studierende in einem höchst interdisziplinären Fachgebiet ausgebildet, welches sich mit der nachhaltigen Umwandlung von Stoffen und der Entwicklung und Anwendung neuer Prozesse im Hinblick auf industrielle Anwendungen auseinandersetzt. Davon profitiert der Forschungs- wie gerade auch der Wirtschaftsstandort Tirol gleichermaßen“, erklärt Rainer Seyrling, Vorstand der Abteilung Wirtschaftsstandort, Digitalisierung und Wissenschaft beim Land Tirol.
Theoretische Methoden für die Praxis
Kai Langenbach ist Verfahrenstechniker mit einem Schwerpunkt auf komplexen Stoffsystemen. „Komplex können zum Beispiel die beteiligten Stoffe oder der Aufbau von Phasen sein, wie in Schäumen oder Emulsionen“, erläutert der neuberufene Professor. „Ausgangspunkt meiner Arbeiten sind immer die Stoffdaten der Systeme, die zum Beispiel auch von der gegenseitigen Orientierung der Moleküle zueinander und von den Grenzflächeneigenschaften der Mischungen abhängen.“
Ziel seiner Arbeit ist die Entwicklung von technisch einsetzbaren theoretischen Methoden zur Beschreibung solcher Systeme, die bislang in der Verfahrenstechnik rein empirisch untersucht werden. Methodisch setzt er dabei auf theoretisch fundierte Ansätze, wie die klassische Dichtefunktionaltheorie. Langenbach entwickelte die theoretische Stoffdatenbeschreibung maßgeblich weiter um Orientierungseffekte in Stoffdatentheorien beschreiben zu können. Diese methodischen Arbeiten werden von seiner Forschungsgruppe derzeit gezielt erweitert, um mit Nichtgleichgewichtssystemen wie Schäumen umgehen zu können.
Zur Person Kai Langenbach
Kai Langenbach wurde 1984 in Siegen geboren. Er studierte Physikalische Ingenieurwissenschaften an der Technischen Universität Berlin und promovierte dort am Fachbereich Thermodynamik und thermische Verfahrenstechnik. An seine Promotion schloss sich eine Postdoktorandenzeit am Lehrstuhl für Thermodynamik an der Technischen Universität Kaiserslautern an. Nach einer weiteren Zeit als Forschungsstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Rice University in Houston (USA), folgte er einem Ruf als Juniorprofessor für Grenzflächenthermodynamik an die Technische Universität Kaiserslautern, wo er bis zu seinem Wechsel an die Universität Innsbruck im August 2020 lehrte und forschte.