Die Synthese bezeichnet in der Chemie den Vorgang, bei dem aus einfachen Substanzen – etwa chemischen Elementen oder bereits vorhandenen Verbindungen – ein neuer, chemisch zusammengesetzter Stoff entsteht. Dabei handelt es sich nicht bloß um ein Vermischen der Ausgangsstoffe, sondern um eine tiefgreifende chemische Reaktion, bei der neue Bindungen gebildet und die Eigenschaften des Endprodukts grundlegend verändert werden. Eine Rückführung auf die ursprünglichen Stoffe ist rein physikalisch nicht möglich.
Ausgangsstoffe, Bedingungen und Produktbildung
Die beteiligten Stoffe werden als Reaktanden, Reagenzien oder traditionell als Edukte bezeichnet. Am Ende der Reaktion entsteht das Produkt. Die Ausbeute und Effizienz der Synthese hängen stark von den gewählten Bedingungen ab. Temperatur, Druck, pH-Wert, Lösungsmittel, das Mengenverhältnis der Ausgangsstoffe sowie der gezielte Einsatz von Katalysatoren beeinflussen das Ergebnis erheblich. Durch das Variieren dieser Faktoren kann die Reaktionsgeschwindigkeit gesteigert und die Selektivität zur Bildung des gewünschten Produkts verbessert werden.
Arten der chemischen Synthese
Die Totalsynthese, auch Vollsynthese oder De-novo-Synthese, verfolgt das Ziel, einen Naturstoff vollständig aus einfachen, meist petrochemischen Ausgangsverbindungen herzustellen. Dabei wird bewusst auf biologisch erzeugte Zwischenprodukte verzichtet. Diese Syntheseart ist insbesondere in der medizinisch-pharmazeutischen Forschung relevant, wenn komplexe Moleküle im Labor nachgebildet werden.
Im Unterschied dazu basiert die Partialsynthese oder Halbsynthese auf bereits vorhandenen biologischen Vorstufen. Diese stammen häufig aus pflanzlichen oder mikrobiellen Quellen und verkürzen die Synthesekette deutlich. Auch diese Methode wird häufig in der Arzneimittelherstellung genutzt.
Die in Zellen und lebenden Organismen stattfindende Synthese organischer Verbindungen wird als Biosynthese bezeichnet. Sie ist Teil natürlicher Stoffwechselprozesse und dient in der biotechnologischen Industrie oft als Vorbild für technische Synthesewege.
Festphasensynthese als Spezialform
Ein technisches Spezialverfahren ist die Festphasensynthese, bei der ein Molekül während der Reaktion an einen festen Träger – meist ein poröses Polymer – gebunden bleibt. An diesem Träger werden Schritt für Schritt Reaktionen und Reinigungsvorgänge durchgeführt. Diese Methode erlaubt eine besonders gezielte Steuerung der Synthese und wird unter anderem in der Peptidchemie eingesetzt. Ein frühes und bekanntes Beispiel dieser Technik ist die Merrifield-Synthese, mit der sich Aminosäureketten kontrolliert aufbauen lassen.
Technische Synthesen in Industrie und Forschung
In der industriellen Chemie dient die Synthese der Herstellung sowohl von Rohstoffen als auch von Endprodukten. Ein klassisches Verfahren ist das Haber-Bosch-Verfahren, das großtechnisch Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff erzeugt und eine zentrale Rolle in der Düngemittelproduktion spielt. Weitere Beispiele sind die Herstellung von Methylchlorsilanen, die als Vorstufen für Silikone dienen, oder die Synthese von Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure.
Besondere Bedeutung hat auch die Herstellung von chiralen Verbindungen – Molekülen mit spezifischer räumlicher Struktur. Diese sind vor allem in der Arzneimittel- und Pflanzenschutzmittelentwicklung entscheidend, da nur eine bestimmte Form (Enantiomer) die gewünschte biologische Wirkung entfalten kann. Für deren selektive Herstellung stehen Methoden wie die enantioselektive Synthese oder enantioselektive Katalyse zur Verfügung.
Zahlreiche klassische Synthesemethoden wurden nach ihren Entdeckern benannt. So stehen etwa die Fischer-Tropsch-Synthese, die Reppe-Synthese oder die Asinger-Synthese exemplarisch für die Entwicklung wichtiger chemischer Reaktionswege im 20. Jahrhundert.
Der vorliegende Text stellt eine vollständig überarbeitete und neu strukturierte Fassung des Wikipedia-Artikels „Synthese (Chemie)“ dar. Er unterliegt der Lizenz CC BY-SA 3.0 und enthält keine inhaltlichen Ergänzungen über die Originalquelle hinaus. Stand: 06.05.2025
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