
Alkohole sind organische Verbindungen, in deren Molekülen eine oder mehrere Hydroxygruppen an gesättigte Kohlenstoffatome gebunden sind. Durch die Polarität der OH-Bindung können Alkohole untereinander sowie mit Wassermolekülen Wasserstoffbrücken ausbilden, was ihre physikalischen Eigenschaften entscheidend prägt.
Begriff und Abgrenzung
Unter Alkoholen versteht man Verbindungen, bei denen jedes Kohlenstoffatom, das eine Hydroxygruppe trägt, sp3-hybridisiert ist und ausschließlich an Kohlenstoff- oder Wasserstoffatome gebunden ist. Befindet sich die OH-Gruppe dagegen an einem sp2-hybridisierten Kohlenstoff, der Teil eines aromatischen Rings ist, spricht man von Phenolen, die nicht mehr zu den Alkoholen gehören. Aufgrund ihres pKS-Werts von etwa 16 gelten Alkohole als sehr schwache Brönsted-Säuren, sie sind weniger sauer als Wasser.
Nomenklatur und Einteilung
Die systematische Bezeichnung ergibt sich aus dem zugrundeliegenden Alkan und der Endung ol; bei mehrwertigen Vertretern wird eine Vorsilbe wie di oder tri vorangestellt und die Position der OH-Gruppe durch Zahlennennung spezifiziert.
Kategorisierung nach Substitutionsgrad
Primäre Alkohole tragen an dem Kohlenstoffatom mit der OH-Gruppe zwei Wasserstoffatome, sekundäre nur eines und tertiäre gar keines. Diese Einteilung beeinflusst die Reaktivität, etwa die Neigung zur Oxidation oder die Geschwindigkeit bei Nachweisreaktionen wie der Lucas-Probe.

Wertigkeit
Alkohole, die mehrere Hydroxygruppen an verschiedenen Kohlenstoffatomen tragen, werden entsprechend ihrer Anzahl als di-, tri- oder polyfunktionelle Verbindungen bezeichnet. So heißt ein Molekül mit zwei OH-Gruppen Ethandiol (Ethan-1,2-diol), drei Hydroxygruppen machen es zum Propantriol (Propan-1,2,3-triol). Die genaue Position jeder Gruppe wird durch Nummerierung angegeben und beeinflusst die chemischen Eigenschaften wie Löslichkeit und Reaktivität.

Abhängigkeit von Doppel- und Dreifachbindungen
Je nachdem, ob die Kohlenstoffkette Doppel- oder Dreifachbindungen – wie bei Alkenolen oder Alkinolen – aufweist, ändert sich der Oxidationszustand des Trägeratoms, wodurch Enole entstehen, die sich von Alkanolen unterscheiden.

(2) But‑2‑yn‑1,4‑diol,
(3) Ascorbinsäure. Eniold | Quelle: CC0– via Commons
Physikalische Eigenschaften
Die Hydroxygruppe verleiht Alkoholen höhere Schmelz- und Siedepunkte als vergleichbaren Kohlenwasserstoffen, da starke Wasserstoffbrücken die Wechselwirkungen erhöhen. Mit steigender Kettenlänge nimmt die Wasserlöslichkeit ab, während sie bei mehrfach hydratisierten Molekülen zunimmt. Kurzständige Vertreter dienen wegen ihres amphipilen Charakters als effiziente Lösungsmittel.
Chemische Reaktivität
Alkohole lassen sich mit starken Basen zu Alkoholaten deprotonieren, die als Nucleophile in der Synthese eingesetzt werden. Unter Säurekatalyse reagiert die OH-Gruppe mit Carbonsäuren zu Estern, und bei erhöhten Temperaturen können Alkene durch Eliminierung oder Ether durch Kondensation entstehen. Die Oxidation primärer Alkohole führt über Aldehyde bis zu Carbonsäuren, sekundäre geben Ketone, tertiäre bleiben unter milden Bedingungen unverändert.
Anwendungen und Nachweis
Industrielle und praktische Anwendungen
Alkohole sind vielseitige Grundstoffe. Methanol wird aus Synthesegas hergestellt und dient als Ausgangsmaterial für Formaldehyd, Biodiesel und Kraftstoffe. Ethanol findet Verwendung in der Pharmazie als Lösungsmittel für Wirkstoffe, in der Kosmetik als Trägerflüssigkeit und als Rauschmittel. Isopropanol ist ein wichtiges Desinfektionsmittel und Reinigungsagent in der Elektronikindustrie. Höhere Alkohole werden für die Produktion von Weichmachern, Tensiden, Schmierstoffen und Kunststoffen eingesetzt.
Analytische Nachweisverfahren
Zur quantitativen und qualitativen Bestimmung von Alkoholen stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Bei der Dichromatprobe führt die Reaktion mit saurer Kaliumdichromatlösung zu einem Farbumschlag von Orange nach Grün, sobald reaktive Alkohole vorliegen. Die Cerprüfung arbeitet mit Ammoniumcer(IV)-nitrat und zeigt durch Farbänderungen das Vorhandensein von OH-Gruppen. Die Lucas-Probe nutzt die unterschiedliche Phasentrennung in konzentrierter Salzsäure, um primäre, sekundäre und tertiäre Alkohole zu unterscheiden. Spektroskopische Analysen, insbesondere im IR-Bereich (3200–3650 cm⁻¹), identifizieren die O–H-Valenzschwingung, während Gaschromatographie selbst geringste Konzentrationen zuverlässig quantifiziert.
Der vorliegende Text stellt eine vollständig überarbeitete und neu strukturierte Fassung des Wikipedia-Artikels „Alkohole“ dar. Er unterliegt der Lizenz CC BY-SA 3.0 und enthält keine inhaltlichen Ergänzungen über die Originalquelle hinaus. Stand: 17.07.025