Ein Elektrolyt ist eine Substanz, die aus Ionen besteht oder Ionen freisetzt – und damit elektrischen Strom leiten kann. Diese Fähigkeit hängt davon ab, dass sich die geladenen Teilchen frei bewegen können, zum Beispiel in einer Lösung oder im geschmolzenen Zustand. Elektrolyte finden sich nicht nur in chemischen Laboren und Batterien, sondern auch im menschlichen Körper – sie sind dort für viele lebenswichtige Funktionen verantwortlich.
Was Elektrolyte ausmacht
Elektrolyte sind sogenannte Ionenleiter, da bei ihnen Ionen – nicht Elektronen – den Strom transportieren. Im Gegensatz zu metallischen Leitern, bei denen Elektronen fließen, sind Elektrolyte „Leiter zweiter Klasse“. Damit sie leiten können, müssen ihre Ionen mobil sein – etwa in Flüssigkeit oder bei Hitze im festen Zustand. Befinden sich Elektrolyte in Kontakt mit metallischen Leitern (Elektroden), entstehen an den Grenzflächen elektrochemische Reaktionen.
Arten und Verhalten von Elektrolyten
Nicht alle Elektrolyte sind gleich. Entscheidend ist, wie vollständig sie in Ionen zerfallen:
Starke und schwache Elektrolyte
Starke Elektrolyte wie Kochsalz lösen sich vollständig in Ionen auf. Schwache Elektrolyte – etwa Essigsäure – dissoziieren nur teilweise. Manche Stoffe entwickeln ihre elektrolytischen Eigenschaften sogar erst durch Reaktion mit dem Lösungsmittel. Chlorwasserstoff, zum Beispiel, wird erst in Wasser zum leitenden Elektrolyt.
Flüssige Elektrolyte
Flüssige Elektrolyte sind Lösungen oder Schmelzen, in denen sich Ionen bewegen können. In Salzschmelzen bestehen die Flüssigkeiten rein aus Ionen. In Elektrolytlösungen wie Salzwasser sind die Ionen in einem molekularen Lösungsmittel wie Wasser gelöst. Auch durch chemische Reaktionen, etwa zwischen Säuren und Basen, können sich solche Ionen bilden.
Elektrolyte im Festkörper
Manche Materialien leiten auch im festen Zustand Strom – sofern ihre Ionen beweglich sind. Das ist vor allem bei hohen Temperaturen der Fall, kann aber auch bei Raumtemperatur funktionieren. In Brennstoffzellen kommen beispielsweise Festelektrolyte auf Polymerbasis zum Einsatz. Keramiken wie YSZ, die Sauerstoffionen leiten, werden in Sensoren oder früher in Nernstlampen verwendet.
Rolle im Körper
Im menschlichen Organismus sind Elektrolyte lebensnotwendig. Sie regulieren das Zellmilieu, steuern elektrische Signale in Nerven und Muskeln, beeinflussen den Säure-Basen-Haushalt und ermöglichen den Stofftransport durch Zellmembranen.
Eine zentrale Rolle spielen Ionen wie Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium sowie die Anionen Chlorid, Phosphat und Hydrogencarbonat. Ihre Verteilung ist streng kontrolliert und erfolgt durch komplexe Regulationsmechanismen über Darm, Nieren und Hormone.
Physiologie der Elektrolyte
Die Verteilung der wichtigsten Ionen im Körper unterscheidet sich je nach Kompartiment. So befindet sich Kalium vor allem innerhalb der Zellen, während Natrium überwiegend extrazellulär vorliegt. Diese Konzentrationsunterschiede sind entscheidend für Prozesse wie das Aktionspotenzial, die Muskelkontraktion oder die Osmoregulation.
Die Konzentrationen der wichtigsten Elektrolytionen unterscheiden sich deutlich zwischen intra- und extrazellulärem Raum. In der folgenden Übersicht sind zentrale Kationen und Anionen, ihre physiologischen Funktionen sowie ihre typischen Konzentrationen in verschiedenen Kompartimenten des Körpers dargestellt.
| Kation | Funktion | intraz. | interst. | Plasma |
|---|---|---|---|---|
| Natrium | extrazelluläre Osmolarität, Aktionspotential | 15 | 143 | 141 |
| Kalium | intrazelluläre Osmolarität, Ruhemembranpotential | 140 | 4 | 4 |
| Calcium | second Messenger, Knochenumbau | 0,0001 | 1,3 | 2,5 |
| Magnesium | zelluläre Erregbarkeit | 15 | 0,7 | 1 |
| Anion | Funktion | intraz. | interst. | Plasma |
|---|---|---|---|---|
| Chlorid | 8 | 115 | 103 | |
| Hydrogencarbonat | Säure-Basen-Haushalt | 15 | 28 | 25 |
| Phosphat | intrazellulärer Puffer | 60 | 1 | 1 |
| Sulfat | 10 | 0,5 | 0,5 | |
| organische Säuren | 2 | 5 | 4 |
Elektrolytverluste und ihre Folgen
Schon kleine Störungen im Elektrolytgleichgewicht können schwerwiegende Auswirkungen haben – von Muskelkrämpfen bis hin zu Kreislaufversagen. Durch starkes Schwitzen oder Durchfallerkrankungen gehen häufig Wasser und Salze verloren. Wird nur Wasser zugeführt, sinkt die Osmolarität, was den Zustand verschlechtern kann. Deshalb ist es wichtig, auch die verlorenen Ionen zu ersetzen – durch geeignete Elektrolytlösungen oder gezielte medizinische Therapie.
Technische Anwendungen
Elektrolyte sind aus der Technik nicht wegzudenken. Sie ermöglichen elektrochemische Prozesse wie die Elektrolyse und sind unverzichtbar für:
- Batterien und Akkus
- Elektrolytkondensatoren
- Galvanische Beschichtungen
Je nach Einsatz kommen unterschiedliche Elektrolyte zum Einsatz – zum Beispiel für die Beschichtung mit Metallen wie Nickel, Kupfer, Zink oder Gold. Die Wahl des passenden Elektrolyts beeinflusst dabei direkt das Ergebnis der galvanischen Prozesse.
Der vorliegende Text stellt eine vollständig überarbeitete und neu strukturierte Fassung des Wikipedia-Artikels „Elektrolyt“ dar. Er unterliegt der Lizenz CC BY-SA 3.0 und enthält keine inhaltlichen Ergänzungen über die Originalquelle hinaus. Stand: 25.05.2025